Archiv für den Monat: Oktober 2013

Sarpsborg 08

Vor der Saison wurden die Sarpinger als Abstiegskandidat Nr. 1 gehandelt und da sie nach der Hinrunde noch nicht auf den Abstiegsplätzen lagen, legten sie – ihrem Namen entsprechend – eine Serie von acht Niederlagen hin, um die Experten nicht zu enttäuschen. Gerade als die Serie endete las ich einen Artikel über Trainerentlassungen in der 1. und 2. Liga in Norwegen. Bis zum 23. Spieltag war kein einziger Trainer entlassen worden. Der Norwegische Fußballverband ist nun eingeschritten und hat etwas gegen dieses antieuropäische Verhalten unternommen: der Nationaltrainer wurde entlassen.

An diesem Wochenende wird der 27. von 30 Spieltagen gespielt und für die Sarpinger ist zumindest der Relegationsplatz (14.) realistisch. Auf den Plätzen 11 bis 13 liegen drei Mannschaften mit jeweils 30 Punkten. Auf 14 und 15 folgen Tromsø und Hønefoss mit 25 Punkten. Sarpsborg ist 16. und Letzter mit 24 Punkten.

Die Sarpinger haben heute Abend den 27. Spieltag eröffnet und ihr Heimspiel gewonnen. Dabei hat Mohamed Elyounoussi zwei Tore geschossen. Er ist der jüngere Vetter von Tarik, der in diesem Sommer bei Hoffenheim gelandet ist. Um Mohamed sollte Hansa sich mal kümmern, solange der noch bezahlbar ist.

Sarpsborg 08 – Brann Bergen 3-2 (3-1)
0-1 (2.)
1-1 (28.) Elyounoussi
2-1 (44.) Ernemann
3-1 (45.) Elyounoussi
3-2 (67.)

Hier gibt es bewegte (und bewegende?) Bilder vom Spiel. Die Tore sind wirklich schön, besonders das erste der Sarpinger, bei dem der Schütze versucht dem Ball auszuweichen.
(Vielleicht kann mal jemand melden, ob man das Video in Deutschland sehen kann.)

Den Meistertitel werden Strømsgodset (Drammen) und Rosenborg (Trondheim) unter sich ausmachen. Sie haben beide 53 Punkte und damit zehn Punkte Vorsprung vor Platz drei.

Aftenposten veröffentlichte heute eine Liste mit den Spielergehältern der beiden Mannschaften. Während bei Rosenborg im Durchschnitt 275.000 Euro pro Saison verdient wird, werden in Drammen durchschnittlich 75.000 Euro gezahlt. Unabhängig vom Einkommen geben die Statistiker Strømsgodset 61,1 % Chancen auf den Meistertitel.

Fredrikstad hat drei Spieltage vor dem Ende der 2. Liga noch die Möglichkeit die Relegation zur 1. Liga zu erreichen.

Die Möglichkeit des Blamierens

Ich glaube, dass das Soziale an Facebook ist, dass aufgebrachten Menschen die Möglichkeit gegeben wird, sich kräftig zu blamieren.
Anders Anundsen (Fremskrittspartiet)fühlte sich im Wahlkampf von der Zeitung Tønsberg Blad verschaukelt und verbrannte daraufhin „sein letztes Exemplar“. Auf Facebook veröffentlichte er seinen Frust mit Beweisfoto von der Verbrennung und forderte seine 2647 Facebook-Freunde dazu auf, alle Journalisten dieser Zeitung von ihren Freundeslisten zu streichen.
Anundsen hat sich bei dieser Aktion weder die Finger noch den Mund verbrannt und auch vom Justizminister wird er nichts zu befürchten haben, denn seit dieser Woche ist er es selber.

Schlüsselübergabe

Heute Vormittag bekamen die neuen Minister (und Ministerinnen – aber diese Unterscheidung macht man hier nicht) ihre Büroschlüssel und wir damit eine neue Regierung. Bis zur Abstimmung im Storting über den Haushalt hat sie nun zwei Wochen Zeit Dinge zu ändern. Ich bin gespannt, was sie in der Kürze der Zeit alles so schaffen werden.

Die Bauern kämpfen in Norwegen mit Natur und Klima um ihre Erträge und damit das  alles nicht in ein allzu großes Risiko ausartet, gibt es reichlich Zuwendungen vom Staat und dieser hält auch unnötige Konkurrenz in Form von Lebensmittelzöllen fern. Der FRP war dies schon immer Anlass zu lautstarken und kräftigen Missfallensäußerungen. Vor einigen Tagen sickerte beits durch, dass die FRP das Landwirtschaftsministerium bekommt. Die Panik unter den Bauern wuchs gestern noch einmal als der Name der Ministerin bekannt wurde. Die 35-jährige Sylvi Listhaug wird nun über die norwegische Landwirtschaft entscheiden, die sie vor zwei Jahren noch als norwegischen Kommunismus bezeichnete.
Die letzten Hoffnungen der Bauern ist nun die KRF (Christliche Volkspartei), die viel von der Landwirtschaft hält und zwar in der Opposition ist, aber als für die Mehrheiten der blau-blauen Minderheitsregierung sorgen soll.

Die FRP-Vorsitzende Siv Jensen ist Finanzministerin womit wohl der Bock zum Gärtner gemacht wurde. Aus dem Ministerium für Entwicklungshilfe wird sie keine Geldforderungen bekommen – es wurde abgeschafft. Die Entwicklungshilfe wird Außenminister Børge Brende nebenbei erledigen.

Farbenspiele aller Orten

Während in Deutschland noch gerätselt wird, welchen Weg die SPD in den Untergang nimmt – also in Merkels Armen (Schwarz-Rot) oder lieber in der Opposition, was dann Schwarz-Grün oder Neuwahlen bedeuten würde. Nun wohnen wir ja weit weg, glauben aber das Deutschland ohne FDP und AfD gut auskommen kann. Also bitte keine Neuwahlen.
In Norwegen stehen sich hauptsächlich zwei Lager gegenüber, die jeweils mehrere Parteien umfassen, wobei die kleineren auch schon mal wechseln können. Erwartungsgemäß hat das bürgerliche Lager (blau) gegen das von der Arbeiderparti angeführte rote Lager gewonnen. Die bisherige (rot-grüne) Regierung bestand aus der Arbeiderparti (55 Mandate im neuen Storting, -9), der Senterpartiet (10, -1) und Sosialistisk Venstre (7,-4). Besonders die bedien kleinen Parteien sorgten für Auftauchen des Wortes grün in der Regierungskoalition. In Norwegen muss eine Partei mindestens 4 % erreichen, um Sitze im Storting zu erhalten. Eine Ausnahme sind auch hier Direktmandate und da haben es die norwegischen Grünen, Miljøpartiet De Grønne, zu einem Sitz geschafft.

Das bürgerliche Lager besteht aus der konservativen Partei Høyre (blau, 48 Mandate, +18), der rechtspopulistischen Fremskrittspartiet (blau, 29, -12), der Kristelig Folkeparti (10, =) und der sozialliberalen Partei Venstre (9, +7).

Die beiden kleinen Partei blieben der Regierung fern, da ihre Positionen teilweise entgegengesetzt zur FRP (Fremskrittspartiet) waren. Ließen sich ihre Unterstützung aber durch reichlich Zusagen erkaufen und auch ein späterer Eintritt in die Regierung ist nicht ausgeschlossen.

Morgen wird Jens Stoltenberg den Haushalt für 2014 vorlegen und dann samt Regierung abtreten. Anschließen übernimmt also blau-blau oder wie es auf Norwegisch so schön heißt blåblå.

Die neue Regierung hat bereits die Hauptanliegen für die nächsten vier Jahre veröffentlicht.

  • weniger Bürokratie, dafür wird ein Ausschuss eingesetzt, der vermutlich zuerst darauf kommen wird sich selber abzuschaffen.
  • Stärkung der norwegischen (freien) Wirtschaft (unter anderem durch das Ermöglichen von mehr Zeitarbeit und Überstunden).
  • Attraktivität des Lehrerberufes erhöhen, die Ausbildung der Lehrer verbessern. Dazu wurden Eintrittskriterien für das Lehrerstudium vorgeschlagen, die den Lehrermangel eher vergrößern dürften, was wiederum nicht gerade für die Lehrer spricht. Sehr konkret steht hier bereits eine Maßnahme, um die Mathekompetenz der Lehrer zu verbessern.
  • Verkehr: für den schnellen Ausbau des norwegischen Straßennetzes soll eine große Gesellschaft gegründet werden (Entbürokratisierung durch Zentralismus?)
  • Strenge Einwanderungspolitik und Bewaffnung der Polizei
  • Gesundheitsreform: Zulassung von privaten Krankenhäusern und Praxen
  • Der Wohlfahrtsstaat soll ausgebaut werden
  • Kommunereform: Vergrößern der Kommunen und damit verkleinern der Anzahl der Kommunen nebst Änderung der Aufgaben der Kommunen und des Einnahmesystem

Das ist sicherlich stark vereinfacht und ich werde bei Gelegenheit die Aktivitäten der Blauen hier begleiten.

Einige Wahlversprechen sind bereits Geschichte, so z.B. die von der FRP versprochene Abschaffung sämtlicher Mautgebühren. Wahrscheinlich werden es mehr werden.