Archiv für den Monat: April 2014

Haselrutenschutz

Findet man an der Stalltür Hexenbutter, muß mit schlimmen Folgen durch Hexerei gerechnet werden. Dem kann man vorbeugen, wenn man am letzten April eine grüne Haselrute in den Dünger steckt.

Dieser wichtige Hinweis wurde dem Buch 999 Schönhengster Sagen und Märchen entnommen. Auch über Hauskröten weiß das Buch etwas zu berichten.

Hauskröten lassen sich meist im Keller drunten unbeschadet frei betrachten. Sie dürfen aber nicht beseitigt werden, will man nicht ein Unglück gewärtigen.

Reisebilder: Wir.Dienen.Deutschland.

Reise-5

Wir. Dienen. Deutschland.

Zunächst dachte ich, dass wieder einmal ein betrunkener Texter unaufmerksam mit der Feder war und so ungewollt reichlich Satzzeichen produziert hatte. Das große D bei Dienen verriet, dass mit Absicht gekleckst wurde. Aber warum?
Es ist einleuchtend, dass Thomas Mannsche Sätze keinen Platz auf der Autotür gefunden hätten. Aber warum muss Kürze so kurz sein? Vielleicht weil kurze Sätze einfacher zu verstehen sind als lange und die Menschen, die die Bundeswehr erreichen möchte, es besonders kurz brauchen? (Dabei handelt es sich vermutlich um Leser von Bunte. Irrelevanz. Lügt. Deutschland.)
Oder es ist die Umgangssprache der Bundeswehr – der Befehlston. Man stelle sich stramm hin und brülle – schön abgehackt – Wir. Dienen. Deutschland. So kann man tatsächlich ein Gefühl für die Bundeswehr bekommen.
Ganz schön clever, der Texter.

Dalai Lama Dilemma

Vor 25 Jahren er hielt der Dalai Lama den Friedensnobelpreis und aus diesem Grunde wird er Norwegen vom 7. bis 9. Mai einen Besuch abstatten.
Der Besuch ist eine schöne Sache, führte er doch gleich zur Wiederbelebung der politischen Beziehungen zwischen China und Norwegen. Seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo im Jahre 2010 gab es diese Beziehung praktisch nicht mehr. Nun melden sich die Chinesen fast täglich und drohen mit einer Verschlechterung der nicht vorhandenen Beziehung falls die norwegische Regierung den Dalai Lama trifft. Außenminister Børge Brende hat die Chinesen bereits mit Hinweis auf seinen Terminkalender beschwichtigt. Er hatte ohnehin schon andere Termine und gleichzeitig erinnerte er die Chinesen an ihr ehemaliges Interesse für norwegischen Lachs.
Erna Solberg fasste bestätigend zusammen: Der Dalai Lama kommt und keiner geht hin.
Die Norweger sind in der Regel recht stolz auf ihr Land sind und dies besonders auf die vielen Friedensbemühungen, die norwegischen Diplomaten im Hintergrund betreiben. Jetzt reiben sich viele verwundert die Augen. Nach dem mit der Arbeiterpartei die Sozialisten von der Regierung verschwunden sind und die sogenannten bürgerlichen Parteien regieren, bestimmt plötzlich eine weit entfernte kommunistische Diktatur, was die Regierung zu unterlassen hat.
Vor einigen Wochen bekräftige die Regierung ihr freundschaftliches Verhältnis zum Nachbarland Russland und so gilt Putin nun als heißer Anwärter auf den Friedensnobelpreis 2014.

64:51

Für eine kirchliche Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren stimmten nur 51 Mitglieder des Kirkemøtets und da es auch für andere Vorschläge keine Mehrheit gab, bleibt alles beim Alten. Nur was das eigentlich ist, weiß keiner so genau.
Die Gegner der Trauungen argumentieren mit (ihren) Bibelauslegungen, während die Befürworter meinen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind.
Pastoren haben bereits mit Ungehorsam gedroht und angeboten die unerlaubten Trauungen vorzunehmen und der Bürgermeister von Oslo stellt dafür sogar das Rathaus zur Verfügung.
Diese Trauungen hätten juristisch keinen Bestand, der im Gesetz geschrieben steht, das Trauungen nur gültig sind, wenn die Pastoren die vorgeschriebene Liturgie komplett durchführen.
Lustigerweise könnten nun die Parteien durch Streichen dieses Passus die Kirchenwelt auf den Kopf stellen.
Die Aufregung ist zur Zeit jedenfalls groß und heute trafen bei uns in der Verwaltung des Bistums Oslo die ersten Austritte ein. Womit sie an der falschen Adresse gelandet sind, da sie an die eigene Gemeinde gehen müssen.
Am Dienstag, dem Tag der Abstimmung, soll das Austrittformular auf der Homepage der Kirche – ein Link war prominent auf der Titelseite platziert – über 8.000 mal angeklickt worden sein. Das stellt für die norwegische Kirche aber eher keine Gefahr dar. Anfang 2012 waren noch über 70 % der Einwohner Norwegens Mitglied dieser Kirche.

Jurmala II

 Hier hatte ich schon kurz von Jurmala berichtet und jetzt folgt noch etwas zum Schachturnier. Da die Partien nicht mitgeschrieben wurden und sich nur noch Reste von den Partien in meinem Kopf befinden, gibt es eigentlich kaum (noch) etwas zu bereichten. Immerhin gibt es einige Bilder, die von Matiss Silis und von mir stammen.
J2_3Punkte

Ein Foto voller Punkte: Gegen Cliff Walther (vorn, mit Brille) konnte ich gewinnen und ich spielte gegen drei der vier Spieler, die in der Ecke sitzen. Mit Weiß gegen den Mann mit Hut spielt Kristaps Kretainis gegen den ich gewann und daneben spielen WIM Olga Dolgova und Yuri Agafonov gegeneinander. Gegen beide spielt ich remis.

J2_3Nullen
Foto: Matiss Silis

Ein weniger erfolgreiches Foto: Drei Niederlagen. Im Vordergrund spielt WGM Irina Sudakova gegen Vsevolod Dzjuba. Daneben spielt WGM Ilze Berzina.

Das Schnellschachturnier wurde in drei Gruppen gespielt und für mich wäre die B-Gruppe, die für Spieler mit einer Wertzahl von 1875 bis 2325 vorgesehen war, aktuell gewesen. Ich zog es aber vor in der A-Gruppe zu spielen. Das Turnier ging über 15 Runden mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten pro Partie und zusätzlich 6 Sekunden pro Zug.
Die Setzliste des A-Turniers wurde vom Weißrussen Gleizerov mit 2623 angeführt. Bei den Zahlen handelt es sich um die relativ neu eingeführten Schnellschachzahlen der Fide.

J2_Svesh

Ans Brett gefesselt: Evgeny Sveshnikov wurde sechster.

1. Runde: Blauhut – IM Maxence Godard FRA (2336 Schnellschach/2338 normal) 0-1
Trotz der Niederlage war ich nach der Partie einigermaßen optimistisch, dass sich mein Debakel in der A-Gruppe in Grenzen halten würde. Ich hatte einigermaßen mitgehalten aber dann war der Unterschied zwischen uns doch zu groß.

2. Runde: Edgars Stepins LAT (2204/2145) – Blauhut 1-0
Nachdem ich lange schlechter Stand, landete ich im Endspiel in einer Zugwiederholung, hatte leider plötzlich die Idee die Partie noch gewinnen zu können, was dann aber doch mit einer  Niederlage endete. Das tragische an dem vergebenen halben Punkt war, dass ich in er nächsten runde gleich einen kampflosen Punkt bekam.

3. Runde Blauhut w.o. +-

J2_Dolgova
Foto: Matiss Silis

4. Runde: Blauhut – WIM Olga Dolgova RUS (2165/2233) ½ – ½
Man beachte bitte den Ellenbogen im Vordergrund des Fotos – das ist nämlich meiner.
Olga Dolgova, die Frau von Alexej Shirov, kam fünf Minuten zu spät zur Partie, was bei nur 15 Minuten Bedenkzeit schon ein Vorteil für mich war. Nach ausgeglichener Eröffnung (Caro Kann) drohte ich langsam positionell am Damenflügel zu Grunde zu gehen und griff deshalb zu recht radikalen Mitteln am Königsflügel. Das Brett stand schnell in Flammen und im Stile Shirovs gegen seine Frau zu spielen, war schon lustig. Nur hatte ich, im Gegensatz zu Shirov, überhaupt keine Kontrolle, über das was ich da tat. Als es nicht mehr weiterging, opferte ich munter drauflos und hatte immerhin etwas Kompensation durch einen weißen Bauern auf g7 bei schwarzem König auf g8 und abwesenden f-Bauern. Sie verteidigte sich dann gegen Drohungen, die ich nicht einmal sah und gab Material zurück, was ich auch nicht mitbekam. Als sich die Rauchwolken verzogen hatten, zählte ich die Klötzer auf dem Brett und stellte zu meiner freudigen Überraschung fest, dass ich einen Bauern mehr statt einer Figur weniger hatte. Im Dame und Turm Endspiel forcierte ich dann das Remis durch Dauerschach, da ich nicht wieder einen halben Punkt wegwerfen wollte. Vielleicht war die Schlussstellung gewonnen. Egal, ich war zufrieden.

5. Runde: WGM Ilze Berzina LAT (2219/2265) – Blauhut 1-0
Ich habe keine großen Fehler gemacht aber reichlich Ungenauigkeiten. Die Partie ging von Anfang an bergab und ich verlor ohne je eine Chance gehabt zu haben.

6. Runde: Blauhut – Kristaps Kretainis LAT (2185/2258) 1-0
Kretainis machte schnell klar, was er wollte. Er opferte zwei Bauern und schnürte mich völlig ein. Als mir noch drei Minuten auf der verblieben waren, während er noch zehn hatte, musste ich auch noch Qualität und Bauern geben. Überraschenderweise könnte ich mich dadurch entknoten und bekam ein starkes Läuferpaar. Wir landeten schließlich in einem Endspiel mit Dame und Springer und Vorteil klar auf meiner Seite. In beiderseitiger Zeitnot stellte er den Springer ein und verlor damit eine Partie, die er wohl schon als Sieg abgehakt hatte. Nach der Partie donnerten er die Figuren jedenfalls mit so viel Energie aufs Brett, dass sie mir um die Ohren flogen. Aber für einen ganzen Punkt habe ich das gern in Kauf genommen.

7. Runde: WGM Irina Sudakov RUS (2250/2356) – Blauhut 1-0
Die Partie war analog zur 5. Runde. Von Beginn an ging es langsam aber sich der Niederlage entgegen.

8. Runde: Cliff Walther GER (2151/2190) – Blauhut 0-1
Vor der Partie hatte ich unauffällig Remis angeboten aber Cliff wollte spielen. Wenn ich mich richtig erinnere habe ich zuletzt gegen ihn im Jahre 2005 im Urlaub in Kirgisien gespielt. In einem abgelehnten Damengambit griff er mit h3 und g4 an, während es mir gelang den Springer auf f6 und den Läufer auf e7 zu tauschen, sodass die Bauern kein rechtes Zeil mehr hatten. Mein Spiel am Damenflügel war dagegen erfolgreicher.

9. Runde: Blauhut – Arturs Bernotas LAT (2260/2266) 0-1
Offenbar eine wenig beeindruckende Partie, mir fehlt jedenfalls die Erinnerung an diese.

10. Runde: Vsevolod Dzjuba LAT  (2165/2278) – Blauhut 1-0
Wir hatten ein mit Figuren vollgestelltes Zentrum aufgebaut und ich verlor als erster die Nerven und begann mit dem Abtauschen. Wie er mir nach der Partie zeigte, war der Zeitpunkt absolut richtig und die von mir gewählte Figur die falsche. Hätte ich anders geschlagen, wäre ich in einem klar vorteilhaften Endspiel gelandet.

11. Runde: Blauhut – Yuri Agafonov LAT (2099/2209) ½ – ½
Wieder mal Caro Kann und wieder begann ich am Damenflügel bedenklich zu stehen (Siehe 4. Runde). Diesmal überstand ich aber alles ohne zu radikalen Mitteln zu greifen. Nach der Partie gab mir mein Gegner seine Visitenkarte. So etwas habe ich zum ersten Mal erlebt.

12. Runde: Aivars Stasans LAT (2139/2152) – Blauhut ½ – ½
Trotz dem halben Punktes fehlt mir jegliche Erinnerung an die Partie.

DSC_0430 (1)

Foto: Matiss Silis

13. Runde: Blauhut – Yana Miles LAT (-/-/2085 national) 1-0
Meine Gegnerin hatte bisher alles verloren und ich wollte auch nicht der erste sein, der gegen sie etwas abgab. Die Partie begann vielversprechen. Rossolimo: 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6?! Das ist bereits eine Ungenauigkeit, da Weiß den Läufer in Regel ohnehin auf c6 abtauscht. 4.Lxc6 bxc6?! Es folgte gleich die nächste – schon ernstere – Ungenauigkeit. Im Jahre 2009 hatte ich mich mal auf diese Zugfolge vorbereitet, da sie im Sarpsborger Klub gespielt wurde und erntete innerhalb einer Woche zwei ganze Punkte damit. Deshalb verbrachte ich die ersten drei meiner 15 Minuten damit, mich an die beiden Partien zu erinnern. Nicht sehr erfolgreich. Damals gingen die Partien so weiter: 5.0-0 d5 6.d3 e6 7.c4 und es folgte Da4 nebst Se5 mit gutem Spiel. Am Deutlichsten erinnerte ich mich an Dame auf a4 und spielte deshalb 5.c3 und dann Da4. Womit ich meinen Vorteil bereits wieder weggeworfen hatte. Das Fatale war aber, dass ich die ganze Partie über dachte, ich stünde klar besser, was dann fast zum Untergang führte.
J2_D1

An dieser Stelle hatten wir beide noch ca. 20 Sekunden auf der Uhr und sie war am Zug als ich plötzlich sah, dass 1…h3 2.Tf2 Kg4 3.Txf3 verliert. Aber es zwingt mich ja niemand auf f3 zu nehmen und dann ist die Stellung ausgeglichen. Zum Glück sah ich kurz danach, dass 1…h3 nicht geht weil ich mit 2.Tg3 einfach gewinnen und gerade als ich mich von dem Schock zu erholen begann, spielte sie h3 und gab zwei Züge später auf.
Da der Fotograf dieses Mal meinen Ellenbogen nicht erwischte als er meine Gegnerin fotografierte (siehe oben), gab es auch ein Foto von mir (ganz ohne Ellenbogen):

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Foto: Matiss Silis

14. Runde: Evgeny Golcman RUS (2267/2186) – Blauhut 1-0
Keine Chance gegen den 77-jährigen.

15. Runde: Blauhut – Vadims Bolsakovs LAT (2134/2135) 0-1
Mein Gegner hatte vor der Runde zwei Punkte weniger als ich und wir spielten Caro Kann. Mit dieser Eröffnung hatte ich in dem Turnier bereits zwei mal remis gespielt und ich hoffte, das bisher ganz ordentliche Turnier noch veredeln zu können.

J2_D2

 

In den beiden Partien zuvor stand es ähnlich. Gegen Dolgova stand die schwarze Dame bereits auf c7, sodass ich mit h4 fortsetzen konnte. Ich überlegte lange an 10.g3 um h4 vorzubereiten oder den natürlichen Zug 10.Te1. Da der Turm möglicherweise auf der f-Linie etwas zu tun bekommt, zögerte ich. Um die Zeit nicht noch weiter ablaufen zu lassen, spielte ich kurz entschlossen einen natürlichen Entwicklungszug der ohnehin irgendwann kommen muss: 10.Sbd2. Das war aber der falsche Augenblick, denn nach 10…Sf4 war die Partie bereist verloren.

Nach Abzug des kampflosen Punktes und der Partie gegen Yana Miles, die keine Fide-Zahl hat, bleiben noch 3,5/13 gegen ein Schnitt von 2198 bzw. 2232 (normale Zahl). Einen Monat früher hatte ich an der Norwegischen Meisterschaft im Schnellschach teilgenommen und dort meine erste Fide-Zahl bekommen (Schnellschach): 2068. Damit hat das Turnier in Jurmala diese Zahl bestätigt und ich bin ganz zufrieden damit.

Riga/Jurmala scheint ein gutes Pflaster für Schnellschachturnier zu sein. Ende März hat Shirov dort ein weiteres Turnier organisiert. Es gewann Ivanchuk mit 13/14 und einer Performance von über 3000 vor Malakhov 10, Fridman 9,5, Bologan 9, Shirov 8,5 und van Wely 8,5.