Archiv für den Monat: Februar 2014

Mumin!

Mumin

Gestern war auf der Titelseite des Klassenkampfs ein Hinweis auf eine Debatte über die Mumins zu lesen. Die Debatte war dann zum Glück nur ein recht kleiner Artikel, der es aber in sich hatte.

Das erste Mal hörte ich den Begriff Mumi Troll im Rahmen des KINOproby-Projektes in Russland. Ein Band aus Wladiwostok mit dem Namen Mumi Troll spielt einen Kino Song (hier anhören). Über den Namen habe ich damals nicht weiter nachgedacht.
Als Anna geboren wurde, bekamen wir zwei Handtücher mit Mumin Motiven geschenkt und so langsam lernten wir durch Tove Janssons Bücher das ganze Tal kennen. Dirk Bachs Vorlesekunst sorgte dafür, dass in Annas Deutschwortschatz das Wort Satansbraten fest verankert ist.
Der Artikel im Klassekampen beschreibt kurz den Erfolg der Muminbücher und das am 6. Januar 1958 Aftenposten das erste Mal Mumitrollet auf Norwegisch abdruckte und damals noch völlig richtig mit einem m. Dann werden Beispiele für den Namen in einigen Sprachen aufgeführt und in allen gibt es nur ein m und davor einen langen Vokal. Irgendwann wurden in Norwegen zwei m daraus.
Stig Andersen schreibt dazu, dass irgendwann der Name des bescheidenen und friedlichen Mumitrolls zu dem fröhlichen und einfachen Mummitroll wurde. Er hält das für eine grobe Verkindlichung (grov infantilisering) und fragt – warum?
Das frage ich mich auch. Warum diese Aufregung um ein m und warum landet so etwas auf der Titelseite einer der wichtigsten Zeitungen Norwegens.
Übrigens spricht man in Norwegen den Namen Mummi (-trollet) mit langem Vokal (üü) und einem m.

Listhaugs Liste

Hier wurde bereits über das Interesse an der Kundenliste Listhaugs berichtet, als sie nur in einem PR-Büro Lobbyarbeit machte und noch nicht Landwirtschaftsministerin war. Die PR-Büros haben erfolgreich auf eine geheime Kundenliste bestanden und um Kritiker zu beruhigen, wurde die Liste ihre öffentlichen Kunden zugänglich gemacht. Dort konnte man dann die Namen eine Reihe Kommunen lesen und das war nicht besonders interessant. In Deutschland wird das Problem der Verflechtung Lobbyismus und Politik gerade am Beispiel Pofalla diskutiert. In Norwegen gibt es vereinzelt Stimmen die etwas gegen diese Verflechtung tun wollen aber im Prinzip ist Ruhe eingekehrt.
In Norwegen gibt es ein Gesetz, dass das Einholen einer Genehmigung beim kauf von festen Eigentum vorsieht. Im Gesetz sind auch Ausnahmen vorgesehen, die den größeren Teil der Grundstückskäufe ausmachen. Für die meisten Landwirtschaftsflächen gilt aber, dass die Genehmigung eingeholt werden muss. Die Kritiker des Gesetzes meinen, dass es die persönliche Freiheit einschränkt, für mehr Bürokratie und höhere Kosten sorgt.
Landwirtschaftsministerin Sylvi Listaug gehört als FRP Mitglied zu den Gegnern jeglicher Regulierung und will nun das Gesetz ändern. Bevor die Änderungen im Storting behandelt werden, hat sie bereits den Kommunen mitgeteilt, dass der Preis des Grundstückes kein Kriterium zur Vergabe der Genehmigung mehr ist.
Es scheint als könnten die Ministerinnen der FRP etwas Nachhilfe in Demokratie gebrauchen – siehe auch den Eintrag Schwarze Liste.

Schwarze Liste

Der norwegische Pensionsfond – besser als Ölfond bekannt – ist der größte Investitionsfond der Welt. 40 % des Fonds werden in Anleihen, zumeist Staatsanleihen investiert. Für den Fond gibt es eine schwarze Liste, die Länder enthält von denen keine Anleihen gekauft werden dürfen. Bis vor wenigen Tagen hatte es nur Myanmar auf die Liste geschafft. Selbst Iran unter Ahmadinejad war es nicht gelungen. Vor einigen Tagen hat Finanzministerin Siv Jensen (FRP) die Liste nun erneuert. Myanmar verschwand und dafür sind nun Syrien, Nordkorea und eben der Iran vertreten. Während sich EU und USA dem Iran annähern und die Sanktionen lockern, geht Norwegen den entgegengesetzten Weg und dürfte damit wohl nur Israel und den republikanischen Teil des US Kongresses erfreuen. Möglicherweise ist das nicht mehr als der Stinkefinger für die Vorgängerregierung, die mehr auf Seiten Palästinas stand.
Da der Iran gar keine Staatsanleihen herausgibt, hat der Eintrag auf der Liste ohnehin keine praktische Bedeutung und ist nur als ein politisches Signal zu verstehen und gerade dies dürfte eigentlich nicht sein. Das Storting hat einstimmig beschlossen, dass der Ölfond nicht zu politischen Zwecken benutzt werden darf.
Das Finanzministerium war bisher  nicht für Kommentare, Begründungen oder Interviews zu erreichen. Aber immerhin hat sich Kristian Norheim geäußert. Er ist der außenpolitische Sprecher der FRP und bekräftigte, dass der Listeneintrag reine Symbolpolitik sei und auch wenn das Storting etwas anderes beschlossen habe, muss man dies machen können. Aber da muss es einen Unterschied geben wann man es macht.
Also Demokratie ja, aber nur wenn es gerade passt.

Kuhhandel

In Norwegen ist der Hausarzt zunächst für alles zuständig. Im Zweifel überweist er an einen Spezialisten oder holt sich von diesem Rat. Oder, wie in meinem Fall, bemüht online die Suchmaschinen während der Patient daneben sitzt und praktischerweise gleich mitliest. Wird eine Abtreibung gewünscht hat der Hausarzt die Pflicht an ein Krankenhaus zu überweisen. Bis jetzt jedenfalls.
Als im Herbst 2013 die Parteien Høyre und FRP eine Minderheitsregierung bildeten, sicherten sich ihre Mehrheit durch die jeweils 10 Stimmen von Venstre und KRF. Neben kleineren Projekten drückten die beiden kleinen Parteien ihre Hauptanliegen durch. Venstre verhinderte Ölbohrungen vor den Lofoten, musste dafür aber KRFs Reservasjonsrett schlucken. Dies besagt, dass Hausärzte die Möglichkeit haben, eine Überweisung zur Abtreibung zu verweigern. Seit dem Herbst wird dies eifrig diskutiert und obwohl das Gesetz zu dem Thema noch in Arbeit ist, habe erste Ärzte davon Gebrauch (bzw. Missbrauch) gemacht. Ein erster Gesetzentwurf sieht vor, dass die Kommunen darüber entscheiden können, ob den Hausärzten die Möglichkeit zur Verweigerung zur Verfügung steht. Nun haben sich bereits mindestens 240 Bürgermeister gemeldet, die den Ärzten diese Möglichkeit nicht geben wollen. Die KRF verweist ziemlich wütend auf die Regierungsvereinbarung und will also kein Gesetz in denen die Kommunen irgend etwas zu sagen haben. Wenig Ruhe stiftend wirkte da Ernas Aussage, dass sie eigentlich gar keine Lust hat, an der bestehenden Ordnung etwas zu ändern.