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Keine Olympischen Spiele in Oslo 2022

Im Sommer 2012 entschied der Norwegische Sportverband sich um die Austrag der Winterspiele 2022 zu bewerben. Im September 2013 stimmten die Einwohner Oslos mit 55,08 % für die Ausrichtung der Spiele. Nachdem einige europäische Städte ihre Bewerbungen abgebrochen oder zurückgezogen hatten, sah Oslo wie der sichere Sieger aus, da sich außer der norwegischen Hauptstadt nur noch zwei asiatische Städte unter den Bewerbern befanden (Almaty und Peking). Da die Winterspiele bereits 2018 in Asien stattfinden (Pyeongchang) war eine erneute Vergabe nach Asien unwahrscheinlich.
Somit war Oslo nicht nur ein aussichtsreicher sondern für den IOC auch wichtiger Bewerber, den das IOC nun selber aus dem Spiel genommen hat.
Die Stadt Oslo hat vom IOC einen Forderungskatalog in dem geringfügigen Umfang von 7.000 Seiten erhalten. Viele der Forderungen drehen sich um Sicherheit und die Sportanlagen. Einige der Forderungen klingen aber doch recht unwirklich und nach dem Bekanntwerden der sogenannten Bonzenforderungen, sind die Winterspiele dem gemeinen Norweger nicht mehr vermittelbar, woraufhin die Regierung ihre Zusage für ein Staatsbürgschaft in Höhe von 4 Mrd. Euro zurückgezogen hat. Damit ist die Bewerbung von Oslo geplatzt.
Während man in Norwegen der Meinung war, dass die IOC-Mitglieder behandelt werden, wie alle Sportler und ihre Kosten selber tragen müssen, hatte man da im IOC etwas andere Vorstellungen.

Kleiner Auszug aus den  Forderungen von Thomas Bach und seinem IOC:
– Alle IOC Mitglieder bekommen ein Auto mit Fahrer gestellt
– Der nichtolympische  Straßenverkehr muss begrenzt werden. Schule sollten geschlossen werden und Berufstätige Urlaub nehmen
– Auf den Straßen, die von den IOC-Oberen benutzt werden, sind eigene IOC Fahrbahnen einzurichten, deren Benutzung für alle anderen verboten ist.
– Am Flughafen eigenen Abfertigungsschalter für IOC-Mitglieder
– IOC-Chef Thomas Bach soll mit hohen Ehren auf dem Rollfeld des Flughafens in Empfang genommen werden
– Verkehrsregeln und Ampeln müssen so angepasst werden, dass der olympische Straßenverkehr Vorrang hat.
– eigenes IOC-Hotel: besonders gut geputzt, Servicepersonal muss stündig in Bereitschaft sein, um den kleinsten Fehler sofort beheben zu können, IOC-Mitglieder sollen mit einem Lächeln empfangen werden, ganztägig Bereitschaftsarzt im Hotel, in allen Zimmern ein Willkommensgruß vom lokalen Olympiachef und vom Hoteldirektor nebst Obst und Kuchen, warmes Frühstücksbuffet mit täglich wechselndem Essen, die Konferenzräume müssen direkten Zugang zum all inclusiv Bankettservice haben und ständig eine Temperatur von genau 20 Grad haben und vieles mehr
– IOC-Mitglieder werden direkt bis vor das Stadium gefahren und vom Personal zur VIP-Loge begleitet
– Im Stadion sollen die IOC-Mitglied ständig Zugang zu Speisen und Getränken von hoher Qualität haben (also keine Snacks)
– Das Angebot an warmen Essen muss regelmäßig ausgetauscht werden, da es vorkommen kann, dass ein IOC-Mitglied zweimal in der gleichen Loge essen muss
– Bereits vor der Eröffnung verlangen die IOC-Oberen einen Empfang im Schloss, bei dem das Königshaus für die Getränke aufkommt
– Alle IOC-Mitglieder bekommen ein neues Smartphone der Marke Samsung mit norwegischem Abo.

Bispegården

Bispeg

Auf dem Bild sind in der unteren Etage Reste des Osloer Olavsklosters aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Darüber und auch daneben entstand in 1880er Jahren der Bischoffsitz „bispegården“, der heute die Verwaltung des Bistums Oslo beherbergt – also auch mein Büro. Das Haus ist heute im Besitz des norwegischen Staates und wird von der Firma Statsbygg verwaltet. Die Norwegische Kirche ist gerade auf dem Wege von der Staatskirche zum eigenen Rechtssubjekt und in diesem Zusammenhang deutet sich bereits der Auszug der Bistumsverwaltung aus dem bispegården an. Wofür das Haus dann genutzt wird ist noch nicht abzusehen.

Pompeji (und vielleicht auch Venedig) des Nordens

Auf den Westmännerinseln (Island) nutzt man den Ausbruch des Eldfell im Jahre 1973 um die Insel als Pompeji des Nordens zu bewerben und arglose Touristen zu kostenlosen Ausgrabungen zu überreden.
In Oslo – weitab von allen Vulkanen – kam man auch irgendwann auf die Idee, die Stadt als Pompeji des Nordens zu bezeichnen und – nicht ganz freiwillig – dürfte es auch bald das Venedig des Nordens werden.

Oslo entstand auf dem Gebiet der heutigen Stadtteile Gamlebyen und Grønland und grenzte an die Bucht Bjørvika. Eng bebaut mit viel Holz hatte die Stadt eine Tendenz zu Großbränden. Als die Stadt 1624 brannte, war das der mindestens 18. Brand und König Christian IV. (von Dänemark und Norwegen) hatte genug. Er ließ – gegen reichlich Proteste – eine neue Stadt in der Nähe der Festung Akershus bauen und nannte diese natürlich Christiania. Das Verbleiben in Oslo war verboten worden und als aus der Festung Erstattungsforderungen kamen, für die verlorenen landwirtschaftlichen Nutzflächen, wurde das alte Oslo einfach mit Erde zugekippt, bis darauf Getreide wachsen konnte. Deshalb also Pompeji.

Heute befindet sich dort der Mittelalterpark, der auch die Reste der Mariakiche umfasst. In dieser Kirche heirate Euphemia von Rügen im Jahre 1299 Håkon Magnusson, der noch im selben Jahr König wurde.
Wenn die Bahn im Jahre 2020 mit den Untergrundarbeiten an der Follo-Bahn fertig wird, soll der Park komplett neu gestaltet werden.

Die Strandlinie der Bucht Bjørvika wanderte im Laufe der Jahrhunderte im weiter Richtung Oslofjord. Im Jahre 1650 lag des Gebiet des heutigen Hauptbahnhofes Oslo S noch komplett unter Wasser. Im 18 Jahrhundert wurde das Gebiet von Industrie und besonders von Sägewerken dominiert. Das führte dazu das ein Teil des neu gewonnenen Landes reichlich mit Sägespänen durchsetzt ist.

Barcode
Blick vom Mittelalterpark zum Barcodegebiet.

Bis 2016 sollen die Arbeiten am Operakvarteret, das im Volksmund nur Barcodegebiet genannt wird, abgeschlossen sein. In den Häusern werden sich dann ca. 500 Wohnungen und 10.000 Arbeitsplätze befinden. Die Prachtstraße, die zwischen Barcode und Opera angelegt wird, erhielt den Namen Dronning Eufemias gate.
Um die Gefahren, die durch den unsicheren Untergrund entstehen zu entgehen, wurden alle Häuser über Röhren bis auf Stein/Felsen fundamentiert.
Die Bauarbeiten haben das Absinken des Bodens extrem beschleunigt. Am Grundstück Nummer 12 ist der Boden zwischen 2008 und 2012 um 34 Zentimeter gesunken. Das führt nicht nur zu Problemen für die älteren Häuser, die nicht auf festen Grund fundamentiert wurden, sondern auch für Bürgersteige, Treppen, Bahnschienen.
An der Oper und an den Häusern des Barcodegebiets die zuerst gebaut wurden, sind Absenkungen des Bodens bereits sehr gut zu beobachten. Erste Türschwellen hängen praktisch in der Luft.
Sollte sich das Fortsetzen, kann Oslo sich auch Venedig des Nordens nennen.

Olympische Winterspiele 2022

Die olympischen Winterspiele sind teuer und in der Regel teurer als erwartet. Das überrascht allerdings nicht, denn mit real angesetzten Kosten würden wohl kein Organisator sein Land überzeigen können, die Winterspiele zu veranstalten. Potenzielle Ausrichter für 2022 sind gerade auf dem Rückzug (Stockholm, München, St. Moritz, Barcelona). In Oslo hat sich eine knappe Mehrheit der Einwohner dafür ausgesprochen. Jetzt gibt es in der Stadtverwaltung eine eigene Abteilung, die die Bewerbung vorbereitet und im Herbst wird das Parlament über eine Staatsgarantie entscheiden.

Während die Winterspiele in Oslo 1952 eine Punktlandung hingelegt haben (19 Mio Euro Kosten waren veranschlagt und 19 Mio Euro sind es dann auch geworden), ging es 1992 in Lillehammer nicht mehr so glatt. Bescheidene 234 Mio Euro waren geplant aber die wirklichen Kosten waren dann doch geringfügig höher, und zwar um fast das Fünffache: 1,3 Mrd. Euro.
Innsbruck gelang es im Jahre 1964 sogar weniger Geld als geplant auszugeben (39 Mio. Euro statt 47 Mio.). Das war ihnen so unangenehm, dass sie nur 12 Jahre später gleich wieder angetreten sind und im Jahre 1976 konnten sie dann die geplanten Kosten von 13 Mio. Euro um 1354 Prozent überbieten: 189 Mio.
Putin gibt es ja bekanntlich nicht mit Kleinigkeiten ab und so kosteten die Spiele in Sotschi 40 Mrd. Euro (geplant 7,7 Mrd.). und damit mehr als alle 21 vorangegangenen Winterspiele zusammen. Jetzt behauptet Putin er hätte damit für die Krim gleich mit bezahlt.

Ein Problem welches auf Norwegen mit der Bewerbung zu kommt, ist dass das IOC Geld verdienen will und zwar viel. Sollte es je eine olympische Idee gegeben haben, ist die schon längst verschwunden mit dem Rest geht es auch zügig den (Thomas) Bach runter.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist, dass das IOC keine Steuern bezahlt, nicht einmal Mehrwertsteuer. Dazu müssten dann Gesetze geändert oder neue erlassen werden. In London 2012 ist dies geschehen.
In Norwegen fehlt es auch an Regeln und Gesetzen, die Angriffe auf die Reklame der Sponsoren verhindern. Das Tragen von Trauerbändern, wie es Norwegerinnen in Sotschi machten, ist zum Beispiel so ein Angriff und muss also verhindert werden.

Es sollte mich überraschen, wenn die Norweger all diesen Unfug nicht mitmachen würden. Da die Spiele 2018 in Südkorea stattfinden, wird Peking 2022 wohl kaum Ausrichter werden, obwohl sie dort finanziell sicher überzeugen können. Bleiben noch Lwiw, wobei die Ukraine andere Sorgen haben sollte, als diese Bewerbung voranzutreiben, Almaty und Krakow/Zakopane.

Rudelbildung

Ich hatte früher mal ausgiebig über die täglichen Busfahrten nach Oslo berichtet und auch über die Besonderheiten der Schlangenbildung am Busbahnhof. Die Wartenden lassen nämlich – vermutlich aus Respekt vor einander und aus genereller Angst vor Gesprächen – den größtmöglichen Abstand zwischen sich.
Seit unserem Umzug im Sommer fahre ich nun mit dem Zug von Fredrikstad nach Oslo und das ist wesentlich weniger interessant. Es sind einfach zu viele Leute die sich allmorgendlich einfinden. Erstaunlicherweise gruppieren diese sich zu Klumpen. Das hat jetzt ein wenig nachgelassen, da der weniger frostresistente Teil sich in den Wartesaal verzieht. Die Rudel entstehen immer dort, wo eine Tür zum Einsteigen vermutet wird. Da die Züge sich nicht immer daran halten, setzt manchmal das komplette Rudel der vorbeifahrenden Tür hinterher. In meinem Rudel steht ein extrem großer Mann, der sehr aufmerksam die Geschwindigkeit des Zuges beobachtet und sich bei Bedarf als erster in Bewegung setzt, noch bevor die Tür an uns vorbei gefahren ist. Ich kann es mir also einfach machen, indem ich ihn statt den Zug im Auge behalte. Beim Einsteigen bewegen sich die Reisenden völlig respektlos und sehr Sitzplatz orientiert.
Es gibt wenig zu bereichten von den Reisen außer dass das Material (Signalanlagen) gnadenlos veraltet ist und auch im neuen Haushalt wieder reichlich Neuinvestitionen aber kaum Reparaturen vorgesehen sind. In der vergangenen Woche gelang es der Bahn auf einer Strecke von ca. 90 km eine Stunde Verspätung zu schaffen und für die kommende Woche sind wieder Bauarbeiten angekündigt. Zwischen Oslo und Vestby wird Schienenersatzverkehr gefahren, was besonders auf der Rückfahrt interessant ist, da man nie weiß in welchem Stau der Bus steckenbleibt.