Archiv für den Monat: Oktober 2013

Der kleine(re) Unterschied wird wieder größer werden

Als die rot-grüne Regierung im Jahre 2005 an die Macht kam, versprachen sie die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft zu verringern. In relativ kleinen Schritten ist ihnen dies gelungen. Die Spitzenverdiener müssen heute weitaus mehr Steuern zahlen als 2005 während die Menschen mit geringem Einkommen entlastet wurden.
Im Haushalt für 2014 wurden weitere Schritte in diese Richtung vorgesehen. So soll Wohneigentum als Spekulationsobjekt unattraktiver gemacht werden, was den Druck auf die Preise mindern würde.
Änderungen an der Vermögenssteuer würden dazu führen, dass 100.000 Steuerzahler mehr zahlen müssten während 550.000 entlastet würden.
Die neue Regierung sieht das völlig anders und es hört sich so an, als wollte sie gleich mit ihrem ersten Haushalt die Änderungen der vergangenen acht Jahre rückgängig machen.

Über Listhaugs Kundenliste wird auch weiter diskutiert. Mehrere Medien hatten Einsicht in die Liste verlangt, was von der PR-Agentur First House abgelehnt wurde. Staatschefin Erna Solberg findet das in Ordnung, aber die Medien nicht und sol landete die Liste nun beim Sivilombudsmannen, der dafür sorgen soll, dass Behörden kein Unrecht gegenüber Bürgern verüben. Seine Äußerungen sind nicht rechtsbindend, werden vom Storting aber anerkannt.

Marit Christensen veröffentlichte heute das Buch Moren (Mutter) im Aschehoug Verlag, welches wohl für einige Diskussionen sorgen wird. Es geht um die verstorbene Mutter von Anders Behring Breivik und vermutlich um die Frage, ob das Buch einen Beitrag zur Aufarbeitung leisten kann.

Schnelle Schachturniere

Vor über drei Jahren haben ich das letzte Mal „ernsthaft“ Schach gespielt, mit einer Ausnahme und das war das 2. Marathonblitzturnier in Berlin im Jahre 2011.
Anknüpfend an einer Dresdner Tradition versuchen die Berliner die einst sehr populären Turnier wieder zu beleben. Mit wenig Erfolg, wenn man nach den Teilnehmerzahlen geht: 2010 – 60, 2011 – 30, 2012 – 33, 2013 – keine Ahnung ob es stattgefunden hat.

Marathonblitz bedeutet, dass die Teilnehmer innerhalb von 24 Stunden ca. 100 Partien mit je 5 Minuten Bedenkzeit pro Spieler spielen.
Die Geschichte der Dresdner Turniere kan hier nachgelesen werden. Ich habe beim ersten (Siege gegen Judith und Sofia Polgar!), dritten und fünften mitgespielt. Das dritte gewann Timoschenko, der nur (falls ich mich richtig erinnere) gegen Erik Oswald verlor. Erik hatte den Vorteil, dass er oft keine Ahnung hatte, wer seine Gegner waren. Als ich ihn zum Timoschenkosieg beglückwünschte hat er nur abgewunken – irgend so ein Patzer. Kurz danach spielte er gegen GM Waleri Tschechow und baute sich recht rasch mit Bauern auf e4, f4, g4 und h4 auf und hatte durchaus Chancen auch gegen diesen Patzer etwas zu holen.

In Berlin kam ich zum Schluss etwas auf, als viele mit dem Schlaf kämpften und das spülte mich in der letzten Finalrunde unter die Top 10, wo ich mit 5,5/9 recht gut punktete.
Einzelheiten hier (runter scrollen). 

Als wir 2007 nach Norwegen kamen spielte ich gleich die Østfoldmeisterschaft im Schnellschach mit. Insgesamt wenig überzeugend aber immerhin konnte ich gegen einen kleinen Jungen namens Aryan Tari gewinnen.
Im März 2013 nahm er an der Offenen Norwegischen Meisterschaft Teil und holte seine erste GM-Norm – mit 13 Jahren und noch nicht einmal im Besitz eines FM-Titels.
Bei der U14-Europameisterschaft in diesem Jahr wurde er dritter.

Vor zwei Wochen nahm ich mal wieder an einer Østfoldmeisterschaft im Schnellschach teil. Mit 4 Siegen bin ich ganz gut gestartet. U. a. gegen den späteren Sieger Avduraim Dogani, der mit 8/9 den Titel holte. Der Sieg gegen ihn war ganz lustig. Ich werde die Partie demnächst mal zeigen. Bedenkzeit war 10 Minuten (Partie) + 5 Sekunden (Zug).
Es folgten drei Remis am Stück und abschließend zwei Niederlagen. Die Kondition hatte mich irgendwann um die Mittagszeit verlassen, denn die Gegner wurden eigentlich immer leichter. In den ersten Runden mühte ich mich zu einem Sieg über den 10-jährigen Tobias Lang Nilsen, der mit einer Wertzahl von 1003 angetreten war und eine Performance von 1745 erspielte.

Als nächste Turniere werden wohl die Norwegische Meisterschaft im Schnellschach 4./5. Januar 2014 in Fredrikstad folgen sowie, das von Schirow mitorganisierte Schnellturnier in Jurmala (Vladimir Petrov Memorial) 21./23. Februar 2014.

Tippeligaen

Die Sarpinger brauchten am drittletzten Spieltag unbedingt drei Punkte, da es danach schwierig wird noch etwas zu holen. Es folgt ein Heimspiel gegen Meister Molde und am letzten Spieltag müssen die Sarpinger bei Viking Stavanger antreten.

Bei Odd Grenland reichte es heute nur zu einem Unentschieden. Prinzipiell kein schlechtes Ergebnis aber mit Blick auf die Tabelle möglicherweise zu wenig.

Odd – Sarpsborg 2-2 (1-1)
1-0 (15.)
1-1 (44.) Aaron Samuel
2-1 (70.)
2-2 (74.) Claes Phillip Kronberg

Tabellenende:
13. Sandnes Ulf 30 Punkte
14. (Relegationsplatz) Tromsø 28, Torverhältnis -6
15. Sarpsborg 28, -18
16. Hønefoss 26

Kjetil Rekdal, der früher in Mönchengladbach und bei Hertha spielte, ist jetzt Trainer von Vålerenga Oslo und meinte gestern, das die ohnehin schwachen norwegischen Spitzenmannschaften zu oft gegen die noch schwacheren schwachen Mannschaften spielten und er deshalb empfiehlt die 1. Liga auf 12 oder 14 Mannschaften zu reduzieren, um mehr Spiele auf hohem (norwegischem) Niveau zu haben.

First House

Im Frühjahr wurde die Abwanderung vieler Politiker (hauptsächlich aus der Regierung) in PR-Büros stark kritisiert und der Ruf nach einer Quarantänezeit wurde laut, damit sie ihre Verbindungen aus der Politik nicht für die Lobbyarbeit der PR-Agenturen nutzen können. First House, gegründet 2009, ist eine von ihnen und wurde von Thorbjørn Jagland im vergangenen Jahr als Beispiel für eine nichtdemokratische Machtansammlung genannt.
Gerade gibt es in Norwegen wieder viel Aufregung um diese Agenturen aber dieses Mal in die andere Richtung. In der neuen Regierung sind neun Staatssekretäre und eine Ministerin, die vorher bei PR-Agenturen gearbeitet haben. Da die Agenturen ihre Kundenlisten nicht veröffentlichen, ist es schwierig für Außenstehende festzustellen, ob jemand in bestimmten Fragen befangen ist.
Im Zentrum des Trubels mal wieder die Landwirtschaftsministerin Listhaug. Die u. a. demnächst über Käsezölle zu entscheiden hat und von der vermutet wurde, dass sie für die Lebensmittelkette Rema 1000 gearbeitet hat. Seit heute ist es Gewissheit.
FRP-Chefin und Finanzministerin Siv Jensen meinte zur heimlichen Kundenliste und der möglichen Befangenheit Listhaugs, das früher keine Fragen zur Kundenliste gestellt wurden und da sollte man jetzt nicht damit anfangen.

Im Gesundheitsministerium stellt man sich die Frage nach der möglichen Befangenheit des neuen Ministers Bent Høie bei der Einführung einer Krebsdiagnosegaranti. Dabei geht es nicht um die Garantie die Diagnose Krebs zu bekommen, sondern darum eine Diagnose garantiert in einem gewissen Zeitraum zu bekommen. Für diese Garantie hat der Ehemann des Ministers drei Jahre lang Lobbyarbeit geleistet.

Geheim sind ja auch viele Riten und Zeremonien der Freimaurer und auch das führt gerade zu etwas Verwirrung in Norwegen, da Olemic Thommessen Stortingspräsident wurde und damit dem Status nach direkt unter dem König steht. Er ist aber auch Freimaurer und dort im Hochgradsystem bereits beträchtlich gestiegen, trägt er den Titel: „Høyt lysende Salomons betrodde bror“.

Trauen oder nicht trauen

Beim Bispemøtet, dem Treffen der norwegischen Bischöfe im Jahre 2008 war alles noch ganz einfach. Einstimmung wurde sich für eine kirchliche Trauung von Ehen, die aus Frau und Mann bestehen ausgesprochen. Das Bispemøtet kann keine Beschlüsse für das Kirchenleben fassen, äußert sich aber zu Fragen der Kirchenlehre. Gesetze und Regeln werden vom jährlich stattfinden Kirkemøtet erlassen.
2009 erließ die norwegische Regierung ein Gesetz, welches auch die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Partnern erlaubte. Darauf ließ die Kirche einen Ausschuss untersuchen, was das nun für kirchliche Trauungen bedeute.
Dieses Mal waren sich die Bischöfe nicht mehr einig. Acht von zwölf Bischöfen waren für kirchliche Trauungen auch von gleichgeschlechtlichen Paaren. Die vier anderen, unter ihnen auch mein Kollege Ole Christian Kvarme, begründen ihre Meinung hauptsächlich damit, dass diese Änderung einen radikalen Bruch mit der kirchlichen Lehre wäre und dass sie keine theologische Grundlagen finden können, die diesen Bruch rechtfertige.
Von den acht Bischöfen wurde ein Kompromiss vorgeschlagen, der nun die offizielle Aussage des Bispemøtets ist, aber nur vorübergehend gelten soll. Demnach sollen kirchliche Trauungen weiterhin nur Ehen zwischen Mann und Frau vorbehalten bleiben während für gleichgeschlechtliche Ehen eine Fürbitteliturgie ausgearbeitet werden soll.
Das Ganze ist aber nicht mehr als eine Empfehlung in Richtung Kirkemøtet.

TV-Aksjon

Heute ist der Tag der großen TV-Aktion. Dabei handelt es sich um das Einsammeln von Geld zugunsten einer gemeinnützigen Organisation. In diesem Jahr geht es um das Thema Demenz und das Geld geht an die Nationale Vereinigung für die Volksgesundheit.
Diese Aktionen werden seit 1974 durchgeführt. Im vergangenen Jahr wurden für Amnesty International fast 200 Millionen Kronen eingesammelt, das Geld kommt nicht nur von Privatpersonen sondern auch aus der Wirtschaft und die Regierung beteiligt sich mit ca. 35 Millionen.
Am (Sonn-) Tag der TV-Aksjon gehen etwa 100.000 Leute mit Spendenbüchsen durch Norwegen und besuchen 2,2 Millionen Haushalten. Auch wir hatten heute Besuch.
Anschließend gibt es reichlich Statistiken, welche Kommune oder welche fylke wie viel gegeben hat. Sarpsborg und Fredrikstad sind eher weiter hinten zu finden.
Laut NRK geht die Tendenz zu größeren Spenden, aber wegen der steigenden Einkommen geben die Norweger prozentual vom Einkommen weniger.
Als ich vor einer halben Stunde auf der NRK-Seite nachsah, waren dort ca. 45 Mio Spenden angegeben und jetzt sind 57,7 Mio (11,40 Kr. pro Einwohner).
Ich finde es gut, dass es so ein ganz norwegisches Projekt jedes Jahr gibt und besonders gefällt mir, dass man zum Einsammeln von Geld nicht die Nähe zu Weihnachten sucht.

Nachtrag: Zahlen und Informationen gibt es hier: http://www.nrk.no/tvaksjonen/

Richtig blau mit blau-blau?

Im Wahlkampf versuchte die FRP gerade die Themen zu bedienen, von denen sie meinte, dass der gemeine Norweger damit zu überzeugen sei. Kurz: Das Volk sollte mehr Geld haben (weniger Abgaben) für die wirklich wichtigen Dinge. So wurde angekündigt, dass es mit einer FRP-Regierung keine neuen Mautstationen geben wird und die bereits existierenden komplett abgeschafft werden. Besonders in unserer Region, wo um Fredrikstad und Sarpsborg in den nächsten Jahren ca. 30 Stationen entstehen sollen, schien das für viele interessant zu sein.
Die FRP wollte auch ermöglichen, das so gesparte Geld in billig(er)en Alkohol anlegen zu können. Alkohol ist in Norwegen sehr teuer und es dürfen nur geringe Mengen eingeführt werden. Die Quote liegt heute bei 1 Liter Schnaps, 1,5 l Wein und 2 l Bier. Die Quote im FRP-Wahlprogramm lag bei 10 Schnaps, 110 l Wein und 110 l Bier.
Nach den Wahl war bisher weder Maut noch Alkohol ein Thema, so dass sich da wohl nichts ändern wird.

Norwegen ist nicht gerade bekannt für sein großes Umweltbewusstsein und das es nun ein Mitglied der grünen Partei ein Direktmandat bekommen hat ist erstaunlich und lässt hoffen.
Im Regierungsprogramm wird die Umwelt nicht erwähnt und das wir damit begründet, das Umwelt ein so wichtiges Thema sei, dass es bei allen Punkten mitgedacht wird.
Landwirtschaftsministerin Sylvi Listhaug (FRP), hier bereits erwähnt, denkt zum Beispiel, dass der menschengemachte Klimawandel nur Propaganda ist für Steuer- und Abgabenerhöhungen.

Solveig Horne (FRP) ist nun Ministerin für Familie und Gleichberechtigung, bekam einigen Ärger in den Medien da sie bisher noch nicht darüber nachgedacht hatte, was sie eigentlich unter Gleichberechtigung versteht und sie bekam sehr viel Ärger für ihre frühere Aussage, dass Vergewaltigungsopfer genau so viel Verantwortung wie die Täter haben. Die Mädchen müssten sich halt überlegen, welchen Situationen sie sich aussetzen.