Gerade wird mal wieder über die Zukunft der Sprache Nynorsk diskutiert, die sich sachte auf dem Rückzug befindet. Kulturell möglicherweise fatal aber ich könnte gut ohne Nynorsk leben. Die wenigen Kollegen die es sprechen, verstehe ich jedenfalls schlecht. Das liegt selbstverständlich an mir und nicht an der Sprache. Rätselhaft bleiben mir auch die Dialekte außerhalb Oslo/Østlands. Bergensk ist – wohl wegen seiner eher deutschen Aussprache – noch ganz in Ordnung. Auf Trøndersk hingegen wäre dies hier ein Gespräch: A: Eg æ i en A. B: Å, eg æ i en A óg.
Der Streit geht nun gerade darum, ob Journalisten in der Sprache ihrer Wahl schreiben dürfen oder ob die Redakteure die Sprache vorgeben können. Das norwegische PEN unterstützt dabei die Seite der Journalisten, was aus dem traditionellen Kampf um das freie Wort und Meinungsfreiheit durchaus verständlich ist. PEN Leiter William Nygaard ist auf diesem Gebiet ein Institution. Er sorgte 1989 als Chef (und Teilhaber) des Aschehoug Verlages für die erste nicht englische Veröffentlichung von Rushdies Satanischen Versen. Während in Deutschland Rechteinhaber Kiepenheur & Witsch den Vertrag mit Rushdie löste und ihn auf Schadenersatz verklagte.
William Nygaard hätte seinen Einsatz fast mit dem Leben bezahlt. Er hatte Glück das er bei einem Attentat nur schwer verletzt wurde.
Für mich wurden die Satanischen Verse und die Fatwa gerade wieder aktuell, da ich Rushdies Autobiographie Joseph Anton gelesen habe. Ein sehr spannendes Buch, eine Abrechnung mit vielen Namen, ein selbstgerechtes Buch und absolut lesenswert. Ich bin beeindruckt wie er und das er die Jahre durchgehalten hat, mag sein Erzählkunst aber der Mensch Salman Rushdie ist mir durch seine Autobiographie nicht übertrieben sympathisch geworden.