Archiv der Kategorie: Kultur

Raubkopien

Die Wikinger benutzten für die Herstellung von Schwertern ein Verfahren, welches nur eine zweifelhafte Qualität lieferte. Das rotglühende Blatt wurde zum Abkühlen in kaltes Wasser getaucht. Die Schwerter bekamen dadurch scharfe Kanten, waren aber spröde und vermutlich nicht besonders tauglich. Zur gleichen Zeit wurden in Frankreich bereits Schwerter aus aus Damast unter der Marke Ulfberht vertrieben.
Die Ulfberht-Schwerter waren sehr populär und weit verbreitet. Im Norden waren sie nicht zuletzt auch Statussymbol.
Die Engländer Alan Williams und Tony Fry haben Ulfberht-Schwerter untersucht und fanden heraus, das ein Teil der Schwerter von sehr schlechter Qualität war. Hier hatten Raubkopierer ihre schlechten Schwerter einfach mit dem Ulfberht-Zeichen verziert.

Dazu passt ein Wortspiel welches ich gerade in der Straßenzeitung „gatemagazinet“ las.
– Hva får du hvis du kloner en sjørøver?
– En piratkopi.

Nynorsk vs Bokmål

Gerade wird mal wieder über die Zukunft der Sprache Nynorsk diskutiert, die sich sachte auf dem Rückzug befindet. Kulturell möglicherweise fatal aber ich könnte gut ohne Nynorsk leben. Die wenigen Kollegen die es sprechen, verstehe ich jedenfalls schlecht. Das liegt selbstverständlich an mir und nicht an der Sprache. Rätselhaft bleiben mir auch die Dialekte außerhalb Oslo/Østlands. Bergensk ist – wohl wegen seiner eher deutschen Aussprache – noch ganz in Ordnung. Auf Trøndersk hingegen wäre dies hier ein Gespräch: A: Eg æ i en A. B: Å, eg æ i en A óg.
Der Streit geht nun gerade darum, ob Journalisten in der Sprache ihrer Wahl schreiben dürfen oder ob die Redakteure die Sprache vorgeben können. Das norwegische PEN unterstützt dabei die Seite der Journalisten, was aus dem traditionellen Kampf um das freie Wort und Meinungsfreiheit durchaus verständlich ist. PEN Leiter William Nygaard ist auf diesem Gebiet ein Institution. Er sorgte 1989 als Chef (und Teilhaber) des Aschehoug Verlages für die erste nicht englische Veröffentlichung von Rushdies Satanischen Versen. Während in Deutschland Rechteinhaber Kiepenheur & Witsch den Vertrag mit Rushdie löste und ihn auf Schadenersatz verklagte.
William Nygaard hätte seinen Einsatz fast mit dem Leben bezahlt. Er hatte Glück das er bei einem Attentat nur schwer verletzt wurde.
Für mich wurden die Satanischen Verse und die Fatwa gerade wieder aktuell, da ich Rushdies Autobiographie Joseph Anton gelesen habe. Ein sehr spannendes Buch, eine Abrechnung mit vielen Namen, ein selbstgerechtes Buch und absolut lesenswert. Ich bin beeindruckt wie er und das er die Jahre durchgehalten hat, mag sein Erzählkunst aber der Mensch Salman Rushdie ist mir durch seine Autobiographie nicht übertrieben sympathisch geworden.

Kultur?!

In Norwegen gibt es bis zu diesem Jahr für aktive und verdienstvolle Künstler eine staatliche „garantierte Einnahme“, eine Art Jahreslohn den die Künstler fortlaufend bis zum 67. Lebensjahr bekamen. Die Stoltenberg-Regierung hatte in ihrem Haushalt für 2014 einen Ablösung dieser Ordnung durch Stipendien vorgesehen. 1447 Künstler hatten sich um 53 Stipendien (jeweils mit 205.000 Kronen dotiert) beworben. Vergebens, da die neue Regierung diese und noch weitere Stipendien im Gesamtwert von 15 Mio. Kronen ersatzlos abschafft.

Verschwörungen

Verschwörungstheorien gibt es reichlich. Hier gibt es eine Liste von denen. Auch in der Musik sind sie nicht selten: Elvis lebt, Lady Di musste sterben damit Elton John mal wieder einen Hit hat und so weiter.
Und nun soll also ein Bob Dylan Konzert in Oslo stattgefunden haben. Es reicht, einen oberflächlichen Blick auf die Konzertkritik zu werfen um zu erkennen, dass es unmöglich Dylan gewesen sein kann, der im Spektrum auftrat – der Gesang wurde gelobt!
Vermutlich hat das Publikum nicht einmal etwas bemerkt als It Ain’t Me, Babe (nicht) ertönte.

I’m not the one you want, babe,
I’m not the one you need.

Bob Dylan zog sich vor einigen Monaten in eine deutsche Kleinstadt in Thüringen zurück und plante, seinen Lebensabend damit zu verbringen, in dem er Aufträge zum Schreiben von Liedern annahm. Er hatte bereits bei den regionalen Karnevals- und Schützenvereinen angefragt, als sich unerwartete Probleme mit der deutschen Bürokratie auftaten.
Lange hatte er davon geträumt sein Dasein gegen das eines anderen zu vertauschen

Yes, I wish that for just one time
you could stand inside my shoes

Aber bereits bei der Gewerbeanmeldung scheiterte Bob Dylan. Lag es an seiner Aussprache oder an seinem mäßigen Bekanntheitsgrad auf dem deutschen Lande, jedenfalls wurde nichts aus seinem Liederservice. Er fand sich schnell mit seinem Schicksal ab und dichtete seine Reklame selber.

If I got anything you need, babe,
Let me tell you in front.
If I got anything you need, babe,
Let me tell you in front.
You can come to me sometime,
Night time, day time,
Any time you want.

Bei der Beschriftung seines Liedferwagens kam zu dem nächsten Fehler, aber das störte ihn nicht weiter.

Dylan