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Listhaugs Liste

Hier wurde bereits über das Interesse an der Kundenliste Listhaugs berichtet, als sie nur in einem PR-Büro Lobbyarbeit machte und noch nicht Landwirtschaftsministerin war. Die PR-Büros haben erfolgreich auf eine geheime Kundenliste bestanden und um Kritiker zu beruhigen, wurde die Liste ihre öffentlichen Kunden zugänglich gemacht. Dort konnte man dann die Namen eine Reihe Kommunen lesen und das war nicht besonders interessant. In Deutschland wird das Problem der Verflechtung Lobbyismus und Politik gerade am Beispiel Pofalla diskutiert. In Norwegen gibt es vereinzelt Stimmen die etwas gegen diese Verflechtung tun wollen aber im Prinzip ist Ruhe eingekehrt.
In Norwegen gibt es ein Gesetz, dass das Einholen einer Genehmigung beim kauf von festen Eigentum vorsieht. Im Gesetz sind auch Ausnahmen vorgesehen, die den größeren Teil der Grundstückskäufe ausmachen. Für die meisten Landwirtschaftsflächen gilt aber, dass die Genehmigung eingeholt werden muss. Die Kritiker des Gesetzes meinen, dass es die persönliche Freiheit einschränkt, für mehr Bürokratie und höhere Kosten sorgt.
Landwirtschaftsministerin Sylvi Listaug gehört als FRP Mitglied zu den Gegnern jeglicher Regulierung und will nun das Gesetz ändern. Bevor die Änderungen im Storting behandelt werden, hat sie bereits den Kommunen mitgeteilt, dass der Preis des Grundstückes kein Kriterium zur Vergabe der Genehmigung mehr ist.
Es scheint als könnten die Ministerinnen der FRP etwas Nachhilfe in Demokratie gebrauchen – siehe auch den Eintrag Schwarze Liste.

Schwarze Liste

Der norwegische Pensionsfond – besser als Ölfond bekannt – ist der größte Investitionsfond der Welt. 40 % des Fonds werden in Anleihen, zumeist Staatsanleihen investiert. Für den Fond gibt es eine schwarze Liste, die Länder enthält von denen keine Anleihen gekauft werden dürfen. Bis vor wenigen Tagen hatte es nur Myanmar auf die Liste geschafft. Selbst Iran unter Ahmadinejad war es nicht gelungen. Vor einigen Tagen hat Finanzministerin Siv Jensen (FRP) die Liste nun erneuert. Myanmar verschwand und dafür sind nun Syrien, Nordkorea und eben der Iran vertreten. Während sich EU und USA dem Iran annähern und die Sanktionen lockern, geht Norwegen den entgegengesetzten Weg und dürfte damit wohl nur Israel und den republikanischen Teil des US Kongresses erfreuen. Möglicherweise ist das nicht mehr als der Stinkefinger für die Vorgängerregierung, die mehr auf Seiten Palästinas stand.
Da der Iran gar keine Staatsanleihen herausgibt, hat der Eintrag auf der Liste ohnehin keine praktische Bedeutung und ist nur als ein politisches Signal zu verstehen und gerade dies dürfte eigentlich nicht sein. Das Storting hat einstimmig beschlossen, dass der Ölfond nicht zu politischen Zwecken benutzt werden darf.
Das Finanzministerium war bisher  nicht für Kommentare, Begründungen oder Interviews zu erreichen. Aber immerhin hat sich Kristian Norheim geäußert. Er ist der außenpolitische Sprecher der FRP und bekräftigte, dass der Listeneintrag reine Symbolpolitik sei und auch wenn das Storting etwas anderes beschlossen habe, muss man dies machen können. Aber da muss es einen Unterschied geben wann man es macht.
Also Demokratie ja, aber nur wenn es gerade passt.

Kuhhandel

In Norwegen ist der Hausarzt zunächst für alles zuständig. Im Zweifel überweist er an einen Spezialisten oder holt sich von diesem Rat. Oder, wie in meinem Fall, bemüht online die Suchmaschinen während der Patient daneben sitzt und praktischerweise gleich mitliest. Wird eine Abtreibung gewünscht hat der Hausarzt die Pflicht an ein Krankenhaus zu überweisen. Bis jetzt jedenfalls.
Als im Herbst 2013 die Parteien Høyre und FRP eine Minderheitsregierung bildeten, sicherten sich ihre Mehrheit durch die jeweils 10 Stimmen von Venstre und KRF. Neben kleineren Projekten drückten die beiden kleinen Parteien ihre Hauptanliegen durch. Venstre verhinderte Ölbohrungen vor den Lofoten, musste dafür aber KRFs Reservasjonsrett schlucken. Dies besagt, dass Hausärzte die Möglichkeit haben, eine Überweisung zur Abtreibung zu verweigern. Seit dem Herbst wird dies eifrig diskutiert und obwohl das Gesetz zu dem Thema noch in Arbeit ist, habe erste Ärzte davon Gebrauch (bzw. Missbrauch) gemacht. Ein erster Gesetzentwurf sieht vor, dass die Kommunen darüber entscheiden können, ob den Hausärzten die Möglichkeit zur Verweigerung zur Verfügung steht. Nun haben sich bereits mindestens 240 Bürgermeister gemeldet, die den Ärzten diese Möglichkeit nicht geben wollen. Die KRF verweist ziemlich wütend auf die Regierungsvereinbarung und will also kein Gesetz in denen die Kommunen irgend etwas zu sagen haben. Wenig Ruhe stiftend wirkte da Ernas Aussage, dass sie eigentlich gar keine Lust hat, an der bestehenden Ordnung etwas zu ändern.

Nynorsk vs Bokmål

Gerade wird mal wieder über die Zukunft der Sprache Nynorsk diskutiert, die sich sachte auf dem Rückzug befindet. Kulturell möglicherweise fatal aber ich könnte gut ohne Nynorsk leben. Die wenigen Kollegen die es sprechen, verstehe ich jedenfalls schlecht. Das liegt selbstverständlich an mir und nicht an der Sprache. Rätselhaft bleiben mir auch die Dialekte außerhalb Oslo/Østlands. Bergensk ist – wohl wegen seiner eher deutschen Aussprache – noch ganz in Ordnung. Auf Trøndersk hingegen wäre dies hier ein Gespräch: A: Eg æ i en A. B: Å, eg æ i en A óg.
Der Streit geht nun gerade darum, ob Journalisten in der Sprache ihrer Wahl schreiben dürfen oder ob die Redakteure die Sprache vorgeben können. Das norwegische PEN unterstützt dabei die Seite der Journalisten, was aus dem traditionellen Kampf um das freie Wort und Meinungsfreiheit durchaus verständlich ist. PEN Leiter William Nygaard ist auf diesem Gebiet ein Institution. Er sorgte 1989 als Chef (und Teilhaber) des Aschehoug Verlages für die erste nicht englische Veröffentlichung von Rushdies Satanischen Versen. Während in Deutschland Rechteinhaber Kiepenheur & Witsch den Vertrag mit Rushdie löste und ihn auf Schadenersatz verklagte.
William Nygaard hätte seinen Einsatz fast mit dem Leben bezahlt. Er hatte Glück das er bei einem Attentat nur schwer verletzt wurde.
Für mich wurden die Satanischen Verse und die Fatwa gerade wieder aktuell, da ich Rushdies Autobiographie Joseph Anton gelesen habe. Ein sehr spannendes Buch, eine Abrechnung mit vielen Namen, ein selbstgerechtes Buch und absolut lesenswert. Ich bin beeindruckt wie er und das er die Jahre durchgehalten hat, mag sein Erzählkunst aber der Mensch Salman Rushdie ist mir durch seine Autobiographie nicht übertrieben sympathisch geworden.

Bauernregeln für den 25. Januar

Gestern galt es das Wetter besonders zu beobachten. da es einige Bauernregeln für den 25. Januar (Pålsmesse) gibt. Es gab aber nicht viel zu beobachten, denn wir hatten (angenehmes) oppholdsvær, also „aufgehaltenes Wetter“ bzw. gar kein Wetter. Gestern war es bewölkt, keine Sonne, kein Niederschlag.
Gutes (klares) Wetter hätte gute Jahreszeiten versprochen. Die aus Gjerdrum stammende Bauernregel lautet: En klar pålsok varsler gode årstider. Schlechtes Wetter am 25. Januar kündigt im Gauldal ein schlechtes Jahr an: Snø og styggvær Pål klår, varslet et dårlig år.

Um Unglück zu vermeiden sollte man am 25. Januar auch keine größere Arbeit beginnen, zum Beispiel zum Fischen fahren. Das klingt doch vernünftig.

Schwedischer Apfelauflauf – für Peter

Das braucht man für den Auflauf:

120 g weiche Butter
60 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
2 Eier
100 g gemahlene Mandeln
abgeriebene Schale von 1/2 unbehandelten Zitrone
1/2 TL Zimt
5-6 säuerliche Äpfel (z. B. Boskop)
60 g Rosinen

Und so wird’s gemacht:

1  Mit einem Mixer Butter, Zucker, Vanillezucker und Salz dick und cremig rühren.
2  Die Eier trennen und Eigelb, Mandeln, Zitronenschale und Zimt unter die Masse rühren.
3  Das Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter die Masse ziehen.
4  Äpfel schälen, entkernen und in Scheiben schneiden.
5  Eine feuerfeste Form großzügig einfetten, die Äpfel hineinschichten und die Rosinen darüber streuen.
6  Die Mandelmasse auf die Äpfel streichen und das Ganze im Ofen 20 Minuten bei 180-200° backen.

Der Apfelauflauf schmeckt sehr gut mit Vanilleeis, Vanillesoße oder einfach mit geschlagener Sahne.

Das Rezept stammt aus dem Buch „Kochen mit Pettersson und Findus“

Was Fredrikstad zur Zeit bewegt

In ganz Norwegen wird über die neue freundliche Verfolgung von Parksündern in Fredrikstad berichtet. Wird ein Sünder beim ersten Falschparken erwischt, bekommt er eine gebührenfreie Ermahnung unter seinen Scheibenwischer geklemmt. Die Autonummer wird notiert, sodass ab dem zweiten Falschparken dann die üblichen Gebühren fällig werden.

Norwegen macht sich bereit die Anzahl der Kommunen zu verkleinern. Zur Zeit gibt es 428 Kommunen deren Einwohnerzahlen zwischen 210 und 621.000 liegen. Im Jahre 1992 wurde Sarpsborg mit den den drei Kommunen Tune, Varteig und Skjeberg vereint. Sehr zum Unwillen der drei kleineren Kommunen. Zwei Jahre später vergrößerte sich auch Fredrikstad durch die Übernahme von Borge, Rolvsøy, Kråkerøy und Onsøy. Hier war der Widerstand noch sehr viel größer als in Sarpsborg und selbst in Fredrikstad waren nur 48 Prozent für die Vergrößerung der Kommune.
Zur Zeit werden gerade alle möglichen Änderungen der Kommunen in Østfold diskutiert. Sollten die Inseln Hvaler mit einer Kommune vereint werden, ist nur Fredrikstad möglich. Im Norden könnte Råde teilweise und ganz zu Fredrikstad zugeschlagen werden. Interessant ist auch eine Vereinigung mit Sarpsborg. Dadurch würde die viertgrößte Kommune Norwegens mit über 120.000 Einwohnern entstehen.

Im Jahre 2008 waren in Fredrikstad 839 Menschen arbeitslos gemeldet (2,3 %). Die Finanzkrise im Jahre 2009 ließ diese Zahl drastisch steigen und seitdem ging die Arbeitslosenzahl nicht mehr zurück und lag im vergangenen Jahr bei 1.660 (4,6 %). Diese trägt auch dazu bei, dass Østfold (3,7 %) die Provinz mit der höchsten Arbeitslosigkeit in Norwegen (3,3 %) ist.