Nun wird es endlich kalt und die Amseln werden wohl aufhören Lieder vom Frühling zu singen. Die Aussichten auf Schnee sind aber weiterhin nicht die besten, was eine Skifahrernation wirklich beunruhigt. Beruhigend ist dagegen, dass die Kälte die Gefahr minimiert plötzlich über Klimawandel reden zu müssen. Das interessiert die Norweger nicht besonders. Staatschefin Erna Solberg kam bei ihrer ersten Neujahrsansprache auch ohne das Thema aus.
Laut einer Ipsos MMI Untersuchung waren im Jahre 1989 sieben von zehn Norwegern besorgt wegen des Klimawandels. Im Jahre 2011 waren es noch vier von zehn. Bei einer Untersuchung in 51 Ländern zeigten sich die Norweger recht unbekümmert gegenüber dem Klimawandel. Noch weniger besorgt waren nur noch die Esten.
Der Winter im Jahre 2006/2007 begann ähnlich schneearm wie dieser und im Januar starten einige Skisportler (u. a. Gudmund Skjeldal und Vegard Ulvang) die Klimakampagne „Hvit vinter“. Wenige Tage später lag in Oslo ein halber Meter Schnee und wenn in Norwegen die Skiverhältnisse gut sind, werden Klimaprobleme abgesagt.
Durch den gerade rechtzeitig eingetretenen Schneefall, fühlte Sylvi Listhaug (FRP) mal wieder den Drang sich äußern zu müssen. Nachdem sie im Herbst 2013 Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung wurde, konnten wir sie hier schon öfter zitieren.
Im Jahre 2007 schrieb Listhaug, dass „Hvit vinter“ nur ein kleines Beispiel dafür ist, wofür Steuergelder vergeudet werden: Schreckpropaganda und Untergangsprophetie.
Das Stemmen des Pokals bei der Norwegischen Meisterschaft im Schnellschach war für Alexei Shirov keine Herausforderung. Um die 9,5 Punkte aus 10 Partien zu bekommen, musste er sich allerdings gegen die drei Jugendlichen (Lars Oskar Hauge (remis), Johan-Sebastian Christiansen und Johan Salomon) etwas quälen. Die Abschlusstabelle ist hier. Das Stemmen des kleines Glaspokals war dagegen recht leicht. Einige Bilder gibt es hier und hier.
Am Sonntag Abend waren wir dann bei Jon Gunnar zum Essen eingeladen und Shirov zeigte uns seine Vorbereitung für den Sieg gegen Carlsen im Jahre 2009 in Sofia. Dann entdeckte Alexei eine Kugelhantel (28 kg) und hatte nun noch etwas zu stemmen. Aber auch das war kein Problem. Immerhin sind dabei die wohl eher seltenen Shirovbilder entstanden (leider von mäßiger Qualität).
Zusammen mit einigen norwegischen Freunden werde ich am Wochenende an der Norwegischen Schnellschachmeisterschaft teilnehmen. Zum Aufwärmen hatten wir ein kleines Training bei uns, bei dem Alexei Shirov versuchte, uns einige Eröffnungsideen zu erklären.

Nein, wir sind noch nicht im Winterschlaf. Es war leider eher das Gegenteil der Fall. Übertriebene Aktivität aller Orten. Im Kindergarten musste das Luciafest und einige Jahresabschlüsse (mit Weihnachtsmann, Fackeln im Wald und Milchreis) gefeiert werden und dazu hatten noch einige Kinder Geburtstag, was das Einladen der ganze Gruppe mit sich führt. Die ganz Mutigen laden nach Hause an, andere mieten Räume und benutzen einen Indoorspielplatz (wie heißen die Dinger eigentlich auf deutsch?). Da ich u. a. mit Finanzen arbeite, ist das Jahresende ohnehin recht arbeitsintensiv, aber in diesem Jahr war es dies ganz besonders, wegen des Ausfalls zweier Kollegen.
Auf meinem Schreibtisch liegt mittlerweile ein ganzer Haufen von Artikeln über norwegische Absonderlichkeiten, der aber nicht mehr bearbeitet werden wird.
Am 25. 12. bekommen wir Besuch aus Deutschland und Anfang Januar spiele ich die Norwegische Meisterschaft im Schnellschach mit. Danach, so etwa ab 7. Januar (dem russisch orthodoxen Weihnachten), wird es hier weitergehen (hoffe ich).
Wer Lust hat, kann das Kommentarfeld dazu nutzen „hier“ oder „Ich“ zu schreien, bei Interesse am Fortbestand des Blogs im Jahre 2014. Ich vermute, dass die Anzahl bequem auf einem Würfel passen wird.
Frohe Weihnachten und ein gesegnetes 2014! God jul og et godt nytt år! С Новым годом! С Рождеством!
Eine Nachrichtensprecherin von NRK hatte vor einigen Wochen während der Sendung eine Kette mit einem Kreuz aus Gold um den Hals. Das Kreuz war ganze 1,4 cm hoch und brachte einige Zuschauer in Erregung. Durch deren Anrufe wurden die NRK Chefs an ihre Neutralitätsrichtlinie erinnert und die Nachrichtensprecherin gebeten das Kreuz während der Sendung nicht mehr zu tragen. Was natürlich für noch mehr Aufregung sorgte.
In Sarpsborg gibt es ein Einkaufscenter, welches Amfi Borg heißt und seit ca. 16 Jahren existiert. Seit dieser Zeit hängen vor den Toren des Centers drei Banner in den norwegischen Farben. Die Chefs von Amfi Borg haben sich bewusst gegen norwegischen Flaggen entschieden, um nicht dem Reglement welches mit dem Hissen der norwegischen Flagge verbunden ist zu unterliegen. Diese Banner werden nur gelegentlich abgenommen um Reklamefahnen Platz zu machen.
Hier gibt es ein Bild von den Bannern.
Auf der Facebookseite des Einkaufcenters hinterließ ein Besucher den Kommentar: Tolle Fahnen, ohne Kreuz und so. Und da bemerkten es plötzlich alle und ein Shitstorm brach los. Weil die Centerleute das Kreuz aus der norwegischen Flagge entfernt hatten (welches also nie da war), gibt es zur Zeit reichlich Boykottaufrufe und andere Kommentare zweifelhafter Qualität.
Ein satirischer Artikel im Internet baut drauf auf und teilt mit, dass NRK im nächsten Jahr zur 17. Mai-Feier die Kreuze aus den norwegischen Flaggen entfernen wird. Die Flagge sollen durch eine komplett rote ersetzt werden. Das Kommentarfeld unter dem Artikel ist voll mit Protesten gegen NRK und den Kampf um die Freiheit für das Kreuz in der norwegischen Flagge.
Die norwegische evangelische Kirche versucht mal wieder die Menschen in der Vorweihnachtszeit zum Reflektieren anzuhalten und das ist in dem reichen Land Norwegen gar nicht so verkehrt. Für Weihnachtsgeschenke werden hier wirklich große Summen ausgegeben. Darüber gibt es reichlich Statistiken und die klingen nicht besonders erfreulich. Im Dezember erwarten die Geschäfte Oslos Umsätze in Höhe von 11.000 Kronen pro Einwohner. Umfragen ergaben, dass die ca. 1,25 Millionen ‚Kinder‘ (bis 19 Jahre) Norwegens in diesem Jahr mit Geschenken in Höhe von 11 Milliarden Kronen rechnen können. Umgerechnet also ca. 1.000 Euro pro Kind.
Gegen diesen Konsum hatte es die Kirche, trotz eine Mitgliedszahl die zwischen 70 und 80 Prozent der Einwohner Norwegens liegt, schwer, die Aufmerksamkeit auf das eigentliche Fest zu lenken.
In diesem Jahr ist dies gelungen. Der Kirkerådet ließ von einer Werbeagentur einen Adventskalender entwickeln, der unter www.perfektjul.no manchmal zu erreichen ist. Zur Zeit ist die Seite gelegentlich offline wegen der großen Nachfrage. Der Kalender ist voll von Ironie. So bekommen Eltern Tipps beim Gestalten des Adventskalenders:
„… Es ist nicht notwendig den Kalender an einem Band an die Wand zu hängen. Es geht auch gut die Pakete schön auf dem Fußboden anzuordnen. Am besten gleich neben dem Ofen, da hat man gleich ein passendes Motiv für die Fotos, die man auf den sozialen Medien verbreiten kann. …
Du kannst die Zeit vielleicht auch nutzen, zu sehen ob Deine Kinder klüger als die des Nachbarn sind. Gib ihnen ein Schach spiel (ist zur Zeit sehr aktuell), so kannst Du gleich prüfen, ob in dem Bereich Karrieremöglichkeiten bestehen. Mindestens ein Kalendergeschenk sollte etwas großes sein. Zum Beispiel eine Reise in eine europäische Großstadt oder die Fahrt mit einer Limousine zum Weihnachtsball in der Schule. Mit solchen Gaben zeigst Du Deinen Kindern, dass Du wirklich für sie sorgst.“
Ironie ist ja bekanntlich nicht jedermanns Sache und so landete der Kirchenkalender bzw. die Kirche auf den Titelseiten aller großen Zeilen. Die Ablehnung ist dabei innerhalb der Kirche mindestens genauso groß wie außerhalb. Ich habe gerade einen Leserbrief von zwei Pastorinnen gelesen und bin aber nicht so recht schlau daraus geworden, was sie nun konkret an diese Kampagne ablehnen. Aber sie lehnen sie ab, das war immerhin deutlich.
Das ist hier nur ein kleiner Ausschnitt. Die Kritik richtet sich unter anderem auch gegen das Vermischen von kirchlichen (nicht ironischen) mit ironischen Inhalten. Der Gebrauch von Ironie birgt immer die Gefahr in sich falsch verstanden zu werden und auch selbst über das Ziel hinaus zu schießen. Letzteres ist möglicherweise auf perfektjul.no auch passiert.
Wie auch immer: Ich finde, dass die Kirche hier Mut zu neuen Wegen bewiesen hat (ohne dabei ihre Wurzeln zu verlassen) und dafür mit reichlich Aufmerksamkeit (auch wenn 75 % davon negativ ist) belohnt wird. Wenn es jetzt noch gelingt die Diskussion von der Form der Kampagne auf die Inhalte zu lenken, wäre der Kalender gelungen.
Ich hatte früher mal ausgiebig über die täglichen Busfahrten nach Oslo berichtet und auch über die Besonderheiten der Schlangenbildung am Busbahnhof. Die Wartenden lassen nämlich – vermutlich aus Respekt vor einander und aus genereller Angst vor Gesprächen – den größtmöglichen Abstand zwischen sich.
Seit unserem Umzug im Sommer fahre ich nun mit dem Zug von Fredrikstad nach Oslo und das ist wesentlich weniger interessant. Es sind einfach zu viele Leute die sich allmorgendlich einfinden. Erstaunlicherweise gruppieren diese sich zu Klumpen. Das hat jetzt ein wenig nachgelassen, da der weniger frostresistente Teil sich in den Wartesaal verzieht. Die Rudel entstehen immer dort, wo eine Tür zum Einsteigen vermutet wird. Da die Züge sich nicht immer daran halten, setzt manchmal das komplette Rudel der vorbeifahrenden Tür hinterher. In meinem Rudel steht ein extrem großer Mann, der sehr aufmerksam die Geschwindigkeit des Zuges beobachtet und sich bei Bedarf als erster in Bewegung setzt, noch bevor die Tür an uns vorbei gefahren ist. Ich kann es mir also einfach machen, indem ich ihn statt den Zug im Auge behalte. Beim Einsteigen bewegen sich die Reisenden völlig respektlos und sehr Sitzplatz orientiert.
Es gibt wenig zu bereichten von den Reisen außer dass das Material (Signalanlagen) gnadenlos veraltet ist und auch im neuen Haushalt wieder reichlich Neuinvestitionen aber kaum Reparaturen vorgesehen sind. In der vergangenen Woche gelang es der Bahn auf einer Strecke von ca. 90 km eine Stunde Verspätung zu schaffen und für die kommende Woche sind wieder Bauarbeiten angekündigt. Zwischen Oslo und Vestby wird Schienenersatzverkehr gefahren, was besonders auf der Rückfahrt interessant ist, da man nie weiß in welchem Stau der Bus steckenbleibt.