Archiv der Kategorie: Livet

Stadt- & Dorfgespräche

Als ich gestern nach der Arbeit die Stadt verließ, entkam ich gerade noch dem Verkehrschaos, welches durch eine Bombendrohung gegen ein Hotel in der Innenstadt ausgelöst wurde. Die Sprengstoffexperten aus Oslo gaben einige Stunden später Entwarnung: Die Drohung war eine leere gewesen. Meine Arbeitskollegen haben den Bombenalarm routiniert zur Kenntnis genommen, jedenfalls war heute keine Thema.
Das liegt vielleicht daran, dass diese Drohungen in Fredrikstad recht regelmäßig stattfinden.
2009: Ein Massaker im Glemmen Gymnasium wird angekündigt
2011: Wegen einer Bombendrohung müssen 220 Menschen evakuiert werden
2012: Bombendrohung gegen den Hvalertunnel
2013: Wegen einer Bombendrohung werden der Bahnhof, zwei Brücken und der Hvalertunnel gesperrt.
Das Fredrikstad Blad titelt heute, dass die Stadt von einem Bombenalarm gelähmt wurde und das Blatt selber ist auch betroffen. Auf Titelseite prangt das Tagesdatum: Torsdag 7. oktober 2015.

Als ich vorhin noch schnell im Dorfkonsum war, hörte ich wieder der Verkäufer einen Kundern mit den Worten verabschiedete, dass er nicht glaube, dass Klopp dieses System lieben wird. Das ist aber wieder ein anderes Thema.

Herbstferien

Schneesweg

Mit einem Foto von unseren Sommerferien verabschieden wir uns bis nach den Herbstferien, die Anfang Oktober vorüber sind.

Bei den Kommunalwahlen in Norwegen haben die Regierungsparteien verloren, während deren großer Gegner, die Arbeiderparti gut zulegen konnte. Erfreulich auch das Ergebnis der grünen Mdg, die es aus dem Niemandsland auf 4 – 5 % gebracht hat. In Fredrikstad hat die Arbeiderparti knapp ein Prozent verloren und so fehlt mit 48 % nur ein Sitz an der absoluten Mehrheit.

Wahlpl

Das Schönste an diesem Bild, welches eine gewöhnliche Straße in Fredrikstad zeigt, ist, dass etwas fehlt. Wenige Tage vor der Wahl gibt es keine Wahlplakate, nirgends.
Sonst erinnert viele an Wahlen in Deutschland: die Parteiprogramme sind zu schön, um wahr zu sein. Gerade bei den Kommunalwahlen geht es ja um konkrete Projekte. Schule ist z. B. ein großes Thema. Die Ap will eine Lese-, Schreibe- und Rechnengarantie einführen, Sv die Ganztagsschule und Rødt eine Schule ohne Hausaufgaben.
Die syrischen Flüchtlinge sind nur bei der Frp ein Thema, die niemanden ins Land lassen will (Statt 8.000 Flüchtlingen hier zu helfen, helfen wir lieber 1 Mio. in Syrien). Keine schlechte Idee, die man aber wohl etwas langfristiger angehen muss. In Fredrikstad wurden die Einwohner aufgerufen, sich mit der Hilfe zurückzuhalten. Die Aufnahme der Flüchtlinge ließ sich organisieren aber die Anzahl der Hilfswilligen wahr zu groß, um damit noch klarzukommen. Die Stadtpolitiker weigerten sich dagegen vor wenigen Wochen noch, 68 Flüchtlinge zusätzlich aufzunehmen.

Hier geht es zu einem Wahl-o-mat, bei dem so ungefähr die Themen sehen kann, die die Wahl entscheiden werden.

Sommerferien

Norwegen ist bereits wieder im Sommerferienmodus (wie üblich nach St.Hans). Die Behörden stehen still, die Flüge nach Süden sind ausgebucht und der Notisblokk stellt sein (ohnehin eher karges) Erscheinen für die nächsten zwei Monate ein. Anfang September geht es weiter.

Mit Kanonen auf Tauben und Gänse

Im Gebiet Moss-Rygge-Råde setzen die Bauern nicht länger auf Vogelscheuchen um sich eine gute Ernte zu sichern, sondern auf Gaskanonen. Die knallen nicht nur schön laut – zur Freude der Anwohner auch noch spät am Abend – sondern verscheuchen die Vögel auch durch eine Druckwelle. Die Kanon sollen gut dosiert eingesetzt werden, damit die Vögel sich nicht an den Krach gewöhnen. Sensoren an den Kanonen sollen verhindern, dass diese auch nachts ausgelöst werden. Allerdings wird es hier zur Zeit kaum dunkel.

Miteinander sprechen oder kommunizieren?

Der Gebrauch von Handys in der Jugendschule (8. bis 10. Klasse) wird von der Fredrikstad Kommune reglementiert. Zur Zeit lautet die Regel, dass die Benutzung der Telefone während des Unterrichts verboten ist. Vermutlich wird diese Regel bald auf alle digitale Hilfsmittel erweitert, die dann auch im Unterricht benutzt werden dürfen aber nur auf Geheiß des Lehrers.
Wenn im nächsten Jahr die Borge Schule wieder eröffnet wird, soll es dort ein Totalverbot für Telefone geben. Die Geräte werden morgens eingesammelt und nach Unterrichtsschluss wieder ausgeteilt. Die Rektorin möchte damit erreichen, dass die Schüler wieder miteinander sprechen und in den Pausen nicht nur in die Tasten der Telefone hauen. Womit es für die Lehrer wieder leichter wird, einsame Schüler zu erkennen. Ohne Telefone sind die Jugendlichen entspannter in der Schule, da niemand Angst haben muss fotografiert zu werden. Erstaunlicherweise sind auch viele Schüler mit diesem Totalverbot einverstanden, da sie Gespräche in den Pausen vermissen.
Der Rektor der Gressvik ungdomsskole hält dagegen nichts vom Totalverbot und meint, dass wäre als würde man rückwärts in die Zukunft gehen. Er hält sich an die Regel der Kommune – also keine Telefone im Unterricht – aber sonst steht die Nutzung den Schülern frei.
In anderen Schule in Fredrikstad sieht es so aus:
Begby: Nutzung nach Absprache mit einem Lehrer
Cicignon: Nutzung ist nicht erlaubt, Ausnahmen können zugelassen werden
Gudeberg: Kein Verbot. Telefone müssen während des Unterrichts ausgeschaltet sein und dürfen nicht sichtbar herumliegen.
Haugeåsen: Die Telefone werden vor den Unterrichtsstunden in einer Kiste eingesammelt. Freie Nutzung in den Pausen.
Kvernhuset: Telefone/Kamera dürfen nicht in der Sporthalle benutzt werden. Die Schüler haben selber entschieden, dass in der Kantine und in der großen Pause keine Telefone benutzt werden.
Vestbygda: Die Benutzung von Telefonen im Schulgebäude ist nicht gestattet.

Listen

In der Zeitschrift Wostok 4/2014 schrieb Dr. Bolot Otunbajew, Botschafter der Republik Kyrgysstan in Deutschland,  einen Artikel über die I. Internationalen Nomadenspiele, die in Kirgisien stattfanden. Die Spiele fanden bei Tscholpon-Ata statt, einem Städtchen welches ich schon mehrere Male besuchte. Ich las diesen doppelseitigen Artikel um mehr über die Sportarten zu erfahren, die während der Spiele veranstaltet wurde. Leider erfuhr ich wenig darüber aber dafür erfreute mich der Autor mit reichlich Listen, bei denen ich sogar alte Bekannte traf. Es folgen einige Zitate.

„Grußbotschaften aus Anlaß der I. Internationalen Spiele der Nomadenvölker sandten Präsident Nursultan Nasarbajew aus Kasachstan, Präsident Recep Tayyip Erdogan aus der Türkei, der Präsident der russischen Teilrepublik Tatarstan Rustam Minnichanow, der Vizepräsident der Islamischen Republik Afghanistan Mohammed Chalili, der Vertreter des Entwicklungsprogrammes der Vereinten Nationen in Kyrgysstan Alexander Awanessow, der Präsident des Olympischen Rates Asiens Scheich Achmad Al-Fachad Al-Sabah, der Präsident der Föderation der Sportkampfarten der Russischen Föderation Michail Mamiaschwili, der Präsident der Internationalen Schachföderation Kirsan Iljumschinow und der Präsident der FIFA Josef Blatter.“

„Reportagen über die Spiele gab es in der „Washington Post“, bei CNN, im „Mirror“, bei CBS News, bei NBS News, bei MSN News, in „Canada“, im „The Guardian“, im „Wall Street Journal“, in der „Los Angeles Times“, der „La Republica“, der „Postmedia“ sowie bei „Regnum“, zudem beim russischen Sender Rossija, bei Russia Today, Bei TV News, Ria Nowosti, RosBalt, atc, den türkischen Fernsehsendern Travis und Anadolu Kazakh sowie bei „Kazinform“, Mongolian UBS, Al-Jazeera und vielen anderen.“

„Die Wettbewerbe wurden in insgesamt zehn Sportarten ausgetragen: Alysch (Gürtelringen), Alaman Baig (Pferderennen über eine lange Distanz und schwieriges Gelände), Kok Boru (Ziegenpolo), Schorgo Salysch (Pferderennen im Paßgang), Kasach Kurosch (Kasachisches Ringen), Kunan Tschabysch (Rennen dreijähriger Pferde), Kyrgyz Kurosch (Kirgisisches Ringen), Ordo (nationales kirgisisches Spiel mit Knochen), Toguz Korgool (ein strategisches Brettspiel) und Er-Enish (Ringen auf dem Rücken der Pferde).“

„Nach den Ergebnissen kam Kyrgysstan auf Platz 1 im Medaillenspiegel mit 55 Medaillen, davon 16 Gold-, 20 Silber- und 19 Bronzemedaillen. Auf Platz 2 kam Kasachstan mit 28 Medaillen, davon zehn Gold-, neun Silber- und neun Bronzemedaillen. Platz 3 besetzte Turkmenistan mit drei Gold- und drei Bronzemedaillen, und Platz 4 belegte Tadschikistan mit einer Gold- und drei Bronzemedaillen. Es folgten die Mongolei auf Platz 5 und Russland auf Platz 6.“

„Mehr als 7 000 Zuschauer verfolgten die Eröffnungszeremonie, darunter Vertreter des diplomatischen Corps und von Sportdelegationen aus der Türkei, Kasachstan, Usbekistan, Aserbaidschan, Afghanistan, Tadschikistan, Turkmenistan, der Mongolei sowie den russischen Teilrepubliken Altai, Sacha Jakutien, Burjatien und Baschkortostan.“

Womit das Wichtigste wohl gesagt wäre.

 

Anwohnerparkrecht

In Fredrikstad besitzen etwa 1100 Fahrzeughalter ein Anwohnerparkrecht. Bisher klemmten Sie dazu ihre Ausweise irgendwo hinter die Windschutzscheibe, was besonders im Winter für die Kontrolleure recht anstrengend war, da sie viel Zeit mit dem Freikratzen von Scheiben vertrödelten. Damit soll jetzt Schluss sein. Die Stadt hat als erste in Norwegen einen Pkw mit Technik (Kamera, Computer) für 200.000 Kronen ausgerüstet. Die Kamera scannt die Nummernschilder der parkenden Autos und der im warmen sitzende Kontrolleur bekommt auf einem Flachbildschirm angezeigt, ob das Auto dort parken darf.
Dumm nur, wenn das Nummernschild zugeschneit ist.

Teure Antworten

Im vergangenen Jahr machte nach 2005 wieder The Tall Ship Races Station in Fredrikstad. Als Hanse Sail geschädigter Rostocker freue ich mich irgendwo im Wald vor den Toren der Stadt zu wohnen und nicht einen Mast – und besonders nicht die Menschenmenge – zu Gesicht bekommen zu haben.
In Fredrikstad versuchte man nun herauszufinden, wie zufrieden die ansässigen Firmen mit dieser Veranstaltung waren. Die Projektleiterin beauftragte dazu die Firma Visit Fredrikstad & Hvaler, in der ihr Mann im Vorstand sitzt, mit der Durchführung einer Umfrage. Für schlappe 120.000 Kronen sendete die Firma Fragebögen an 166 Firmen und erhielt tatsächlich elf Antworten. Acht von den elf antwortenden Firmen waren Sponsoren der Veranstaltung.

Im Abschlussbericht, der mit externer Hilfe für 60.000 Kronen angefertigt wurde, wird bemerkt, dass die Umfrage keine verwertbaren Ergebnisse erbrachte, es aber die Zufriedenen sind, die auf Umfragen nicht antworten. Nachdem das geklärt ist, wurde der Bericht dann kritisch und zwar gegenüber der Berichterstattung des Fredrikstad Blad. Die Zeitung hatte sich tatsächlich erdreistet die Besucherzahlen nachzurechnen und nach unten zu korrigieren. Und bereits im Herbst 2013 hatte das Blatt davor gewarnt, dass sich kaum regionale Sponsoren finden werden. Während die Zeitung heute noch stolz darauf ist, dass ihre  Vorhersage tatsächlich eintraf, meinen die Veranstalter, dass es kaum Sponsoren gab weil das Fredrikstad Blad nur negativ berichtete.

Der Abschlussbericht wurde einstimmig von der Bürgerschaft angenommen und so wird es wohl bald wieder Bemühungen geben, The Tall Ship Races nach Fredrikstad zu holen.