Archiv der Kategorie: Livet

Gegen den Strom

Norwegen ist bekannt für seine Friedensbemühungen und viele sehr sinnvolle Verhandlungen hinter den Kulissen. Gleichzeitig kaufen sie Jagdflugzeuge die für Angriffe ausgelegt sind, beteiligen sich auch an eher zweifelhaften Militäreinsätzen und verteilen den Friedensnobelpreis an den Chef der USA und die gesamte EU.
Während der Trend in Europa zur Abschaffung der Wehrpflicht geht, wird in Norwegen die Wehrpflicht für Frauen (ab Geburtsjahr 1997)  ab 2015 eingeführt.
Als Begründung wurde genannt, dass man so unter den Besten auswählen kann.
Die Besten sollte aber eigentlich klug genug sein, das Militär zu meiden.

Staatshaushalt

Am vergangenen Dienstag wurde der Staatshaushalt veröffentlicht, der noch im Storting beschlossen werden muss.
Die Regierung prahlt mit Steuererleichterungen, wie für viele etwa 1000 Kronen im Jahr ausmachen dürften. Wer ein Einkommen über 2 Mio Kronen im Jahr hat, bekommt hingegen 38.400 Kronen mehr im Jahr. Wir können das höhere Einkommen gleich dafür benutzen, um den im Preis gestiegenen Kindergartenplatz zu bezahlen. Finanzministerin Siv Jensen meint aber, dass sich trotzdem alle freuen können, denn Campingwagen, Schneemobile und Motorräder werden billiger. Darüber werden sich besonders die Arbeitsunfähigen freuen, da sie deutlich weniger Geld zur Verfügung haben werden.
In Norwegen werden jedes Jahr alle möglichen Preise und Gebühren nach dem Konsumindex, also der Inflation erhöht. Die Gehälter werden um einen ähnlichen Betrag zum 1. Mai angepasst. Die Regierung hat in diesem Jahr vergessen, dass Geld welches sie für die Museen in Østfold überweist anzupassen. Wir können uns wohl noch glücklich schätzen, da andere Einrichtungen sogar Einbußen hinnehmen mussten. Besonders die Unterstützung der Presse hat es erwischt.

Stadtfähre

byferge2

Fredrikstad betreibt drei Fährlinien, wobei die Fähren nur für Fußgänger und Fahrräder gedacht sind. Zwei Fährlinien sind nur dazu da, um die Glomma zu überqueren: Sellebakk – Lisleby und Gamlebyen – Cicignon. Die dritte Linie durchquert die Stadt, von Gamlebyen nach Gressvik, in ca. einer halben Stunden und ist besonders im Berufsverkehr sehr populär.
Im Jahre 2012 benutzten 375.000 Passagiere die Fähren. In diesem Jahr werden es deutlich mehr werden. Gerde wurde der 750.000 Passagier geehrt und die Prognosen gehen von 940.000 Fahrgästen im Jahre 2014 aus.
Ich habe die Fähre vor einigen Wochen zum ersten Mal benutzt und bin ganz begeistert.
Nicht ganz unwesentlich für den Erfolg der Fährlinien dürfte sein, dass die Fahrten für alle gratis sind.
byferge1

Keine Olympischen Spiele in Oslo 2022

Im Sommer 2012 entschied der Norwegische Sportverband sich um die Austrag der Winterspiele 2022 zu bewerben. Im September 2013 stimmten die Einwohner Oslos mit 55,08 % für die Ausrichtung der Spiele. Nachdem einige europäische Städte ihre Bewerbungen abgebrochen oder zurückgezogen hatten, sah Oslo wie der sichere Sieger aus, da sich außer der norwegischen Hauptstadt nur noch zwei asiatische Städte unter den Bewerbern befanden (Almaty und Peking). Da die Winterspiele bereits 2018 in Asien stattfinden (Pyeongchang) war eine erneute Vergabe nach Asien unwahrscheinlich.
Somit war Oslo nicht nur ein aussichtsreicher sondern für den IOC auch wichtiger Bewerber, den das IOC nun selber aus dem Spiel genommen hat.
Die Stadt Oslo hat vom IOC einen Forderungskatalog in dem geringfügigen Umfang von 7.000 Seiten erhalten. Viele der Forderungen drehen sich um Sicherheit und die Sportanlagen. Einige der Forderungen klingen aber doch recht unwirklich und nach dem Bekanntwerden der sogenannten Bonzenforderungen, sind die Winterspiele dem gemeinen Norweger nicht mehr vermittelbar, woraufhin die Regierung ihre Zusage für ein Staatsbürgschaft in Höhe von 4 Mrd. Euro zurückgezogen hat. Damit ist die Bewerbung von Oslo geplatzt.
Während man in Norwegen der Meinung war, dass die IOC-Mitglieder behandelt werden, wie alle Sportler und ihre Kosten selber tragen müssen, hatte man da im IOC etwas andere Vorstellungen.

Kleiner Auszug aus den  Forderungen von Thomas Bach und seinem IOC:
– Alle IOC Mitglieder bekommen ein Auto mit Fahrer gestellt
– Der nichtolympische  Straßenverkehr muss begrenzt werden. Schule sollten geschlossen werden und Berufstätige Urlaub nehmen
– Auf den Straßen, die von den IOC-Oberen benutzt werden, sind eigene IOC Fahrbahnen einzurichten, deren Benutzung für alle anderen verboten ist.
– Am Flughafen eigenen Abfertigungsschalter für IOC-Mitglieder
– IOC-Chef Thomas Bach soll mit hohen Ehren auf dem Rollfeld des Flughafens in Empfang genommen werden
– Verkehrsregeln und Ampeln müssen so angepasst werden, dass der olympische Straßenverkehr Vorrang hat.
– eigenes IOC-Hotel: besonders gut geputzt, Servicepersonal muss stündig in Bereitschaft sein, um den kleinsten Fehler sofort beheben zu können, IOC-Mitglieder sollen mit einem Lächeln empfangen werden, ganztägig Bereitschaftsarzt im Hotel, in allen Zimmern ein Willkommensgruß vom lokalen Olympiachef und vom Hoteldirektor nebst Obst und Kuchen, warmes Frühstücksbuffet mit täglich wechselndem Essen, die Konferenzräume müssen direkten Zugang zum all inclusiv Bankettservice haben und ständig eine Temperatur von genau 20 Grad haben und vieles mehr
– IOC-Mitglieder werden direkt bis vor das Stadium gefahren und vom Personal zur VIP-Loge begleitet
– Im Stadion sollen die IOC-Mitglied ständig Zugang zu Speisen und Getränken von hoher Qualität haben (also keine Snacks)
– Das Angebot an warmen Essen muss regelmäßig ausgetauscht werden, da es vorkommen kann, dass ein IOC-Mitglied zweimal in der gleichen Loge essen muss
– Bereits vor der Eröffnung verlangen die IOC-Oberen einen Empfang im Schloss, bei dem das Königshaus für die Getränke aufkommt
– Alle IOC-Mitglieder bekommen ein neues Smartphone der Marke Samsung mit norwegischem Abo.

Fredrikstad Blad

Wir haben nun das Fredrikstad Blad abonniert und so wird es bald einiges daraus zu lesen geben. Als kleiner Beginn heute etwas zur letzten Seite, die nämlich die allerletzte Seite ist. Unter der Rubrik „På tråden“ kann man Jan Erik Skau (958 96 177) anrufen und der schreibt das dann auf. Das Telefon senkt Aufwand und Hemmschwelle für Leserbriefe und auch das Niveau. Gedruckt werden sie trotzdem.
In den letzten Tagen diskutierten die Anrufer über die Qualität des Senders „Radio Øst“. Zunächst regte sich einer über den Sender auf, dann regte sich der nächste über den Aufreger auf und meinte, dass die Kritik ins Radio und nicht die Zeitung gehörte und zuletzt empfahl einer, doch einfach das Radio abzuschalten. All das kann man im Fredrikstad Blad nachlesen. Warum auch immer. Auf der letzten Seite gibt es einige kleine Rubriken: Valutakurse, Die Welt des Wortes (enthält in der aktuellen Ausgabe dies: AQUARELL (italienisch): Wasserfarbenmalerei) und Verloren und gefunden. In letzterer Rubrik erklärt der Besitzer der Telefonnummer 913 47 577, dass das Hinterrad seines Fahrrads gestohlen wurden und fordert dann: Gib es zurück. Gefunden wurde etwas im Rolvsøyveien. Nämlich eine tote Katze: grau und braun und vermutlich am Mittwoch überfahren worden.

Die Seite scheint skurriler zu sein als die Polizeiberichte im Sarspborger Arbeiderblad, deren literarische Qualität aber höher war.

Torsnes på tvers

Für unsere Gemeinde (Torsnes) wurde vor einigen Jahren eine Karte im Maßstab 1:15.000 veröffentlicht. Wegen eines großen Restbestandes wurde im vergangenen Jahr TPT – Torsnes på tvers erfunden. Es wurden zwanzig Posten an interessanten Stellen „kreuz und quer“ (på tvers) über Torsnes verteilt und ein  Wettbewerb veranstaltet, diese Posten zu finden. Für die Teilnahme musste ein Tourpaket erworben werden, welches auch die Karte enthielt. Für uns war das eine tolle Sache. So kannten wir bereits kurz nach dem Einzug wunderschöne Ecken der Gemeinde. In diesem Jahr wird TPT wieder veranstaltet – vermutlich sind immer noch Karten vorhanden.

Gletschertopf

Posten Nr. 9 befindet sich nur einige hundert Meter von unserem Haus entfernt. Im Wald bei Kjelsås befinden sich drei Gletschertöpfe, von denen zwei sehr dicht beieinander liegen.

Bispegården

Bispeg

Auf dem Bild sind in der unteren Etage Reste des Osloer Olavsklosters aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Darüber und auch daneben entstand in 1880er Jahren der Bischoffsitz „bispegården“, der heute die Verwaltung des Bistums Oslo beherbergt – also auch mein Büro. Das Haus ist heute im Besitz des norwegischen Staates und wird von der Firma Statsbygg verwaltet. Die Norwegische Kirche ist gerade auf dem Wege von der Staatskirche zum eigenen Rechtssubjekt und in diesem Zusammenhang deutet sich bereits der Auszug der Bistumsverwaltung aus dem bispegården an. Wofür das Haus dann genutzt wird ist noch nicht abzusehen.

Pompeji (und vielleicht auch Venedig) des Nordens

Auf den Westmännerinseln (Island) nutzt man den Ausbruch des Eldfell im Jahre 1973 um die Insel als Pompeji des Nordens zu bewerben und arglose Touristen zu kostenlosen Ausgrabungen zu überreden.
In Oslo – weitab von allen Vulkanen – kam man auch irgendwann auf die Idee, die Stadt als Pompeji des Nordens zu bezeichnen und – nicht ganz freiwillig – dürfte es auch bald das Venedig des Nordens werden.

Oslo entstand auf dem Gebiet der heutigen Stadtteile Gamlebyen und Grønland und grenzte an die Bucht Bjørvika. Eng bebaut mit viel Holz hatte die Stadt eine Tendenz zu Großbränden. Als die Stadt 1624 brannte, war das der mindestens 18. Brand und König Christian IV. (von Dänemark und Norwegen) hatte genug. Er ließ – gegen reichlich Proteste – eine neue Stadt in der Nähe der Festung Akershus bauen und nannte diese natürlich Christiania. Das Verbleiben in Oslo war verboten worden und als aus der Festung Erstattungsforderungen kamen, für die verlorenen landwirtschaftlichen Nutzflächen, wurde das alte Oslo einfach mit Erde zugekippt, bis darauf Getreide wachsen konnte. Deshalb also Pompeji.

Heute befindet sich dort der Mittelalterpark, der auch die Reste der Mariakiche umfasst. In dieser Kirche heirate Euphemia von Rügen im Jahre 1299 Håkon Magnusson, der noch im selben Jahr König wurde.
Wenn die Bahn im Jahre 2020 mit den Untergrundarbeiten an der Follo-Bahn fertig wird, soll der Park komplett neu gestaltet werden.

Die Strandlinie der Bucht Bjørvika wanderte im Laufe der Jahrhunderte im weiter Richtung Oslofjord. Im Jahre 1650 lag des Gebiet des heutigen Hauptbahnhofes Oslo S noch komplett unter Wasser. Im 18 Jahrhundert wurde das Gebiet von Industrie und besonders von Sägewerken dominiert. Das führte dazu das ein Teil des neu gewonnenen Landes reichlich mit Sägespänen durchsetzt ist.

Barcode
Blick vom Mittelalterpark zum Barcodegebiet.

Bis 2016 sollen die Arbeiten am Operakvarteret, das im Volksmund nur Barcodegebiet genannt wird, abgeschlossen sein. In den Häusern werden sich dann ca. 500 Wohnungen und 10.000 Arbeitsplätze befinden. Die Prachtstraße, die zwischen Barcode und Opera angelegt wird, erhielt den Namen Dronning Eufemias gate.
Um die Gefahren, die durch den unsicheren Untergrund entstehen zu entgehen, wurden alle Häuser über Röhren bis auf Stein/Felsen fundamentiert.
Die Bauarbeiten haben das Absinken des Bodens extrem beschleunigt. Am Grundstück Nummer 12 ist der Boden zwischen 2008 und 2012 um 34 Zentimeter gesunken. Das führt nicht nur zu Problemen für die älteren Häuser, die nicht auf festen Grund fundamentiert wurden, sondern auch für Bürgersteige, Treppen, Bahnschienen.
An der Oper und an den Häusern des Barcodegebiets die zuerst gebaut wurden, sind Absenkungen des Bodens bereits sehr gut zu beobachten. Erste Türschwellen hängen praktisch in der Luft.
Sollte sich das Fortsetzen, kann Oslo sich auch Venedig des Nordens nennen.