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Haushalt – update

Gestern hat die neue Regierung ihre Änderungen für den Haushalt 2014 vorgestellt. Der ursprüngliche Haushalt war ja noch von der Vorgängerregierung erarbeitet worden und da gab es natürlich reichlich Bedarf für Änderungen. Zuviel um diese hier aufzuzählen, daher in loser Folge und völlig unsortiert nur einige.

Abschaffung der Erbschaftssteuer, Senkung der Vermögenssteuer von 1,1 auf 1,0 Prozent, Anhebung des Freibetrages für die Vermögenssteuer auf 1 Million Kronen (war noch von der alten Regierung vorgeschlagen worden). Diese und einige ähnliche Maßnahmen schaffen im kommenden Jahr für die 100 reichsten Norweger eine Steuerersparnis von 87 Mio. Kronen.

Die Lohnsteuer soll von 28 auf 27 Prozent gesenkt werden, was auch uns einige hundert Kronen Steuerersparnis gibt, die allerdings nicht ausreichen werden, um den gestiegenen Preis für einen Kindergartenplatz auszugleichen.

36 Millionen Kronen mehr für die Ölforschung und Senkung der Unterstützung für erneuerbare Energien um 163,7 Millionen.

300 Millionen für die Weiterbildung von Lehrer (leider in Norwegen sehr notwendig)

Einwanderung: Familienzusammenführungen sollen teuer werden und die Aufnahmen von 1.000 Flüchtlingen aus Syrien wird auf 500 reduziert.

Der kostenlose Zahnarztbesuch für über 75-jährige wird abgeschafft.

Die Unterstützung für Umweltorganisationen soll um 1,8 Mio. steigen. Die alte Regierung hatte 6,8 Mio mehr im Vergleich zu 2013 vorgeschlagen.

Bibliotheken sollen mehr Unterstützung erhalten und ausgebaut werden, dafür werden Filmfond und die Unterstützung der Presse zurückgefahren. Bisher gab es über 300 Mio pro Jahr an Produktionsunterstützung für die Presse (Zeitungen) vom Staat. Im nächsten Jahr werden es ca. 50 Mio weniger sein.

NRK wünschte eine Gebührenanhebung (GEZ) um 90 Kronen. Die alte Regierung hatte 60 Kronen in ihrem Haushalt vorgesehen und nun werden es 45 Kronen.

Insgesamt geht die Umverteilung nun von arm zu reich, der Haushalt ist aber nicht ganz so schlimm  ausgefallen wie erwartet, was möglicherweise daran liegt, dass den Regierungsparteien nur drei Wochen für die Änderungen zur Verfügung standen und das der Haushalt noch durch den Storting muss und dort gilt es auf die Mitte-Parteien, die nicht in der Regierung sind Rücksicht zu nehmen, da deren Stimmen benötigt werden.

 

Magnus Carlsens Gehirn

Im Zug konnte ich heute einige Reihen eine Überschrift in der Zeitung VG (Verdens Gang, Bild ähnlich) entdecken: Les mehr über das Gehirn von Magnus Carlsen.
Die müssen es ja wissen. Carlsen hatte VG das Recht erteilt eine Dokumentation über ihn zu drehen. Wenige Tage vor seinem WM-Kampf gegen Anand läuft die Presse hier langsam heiß. Das staatliche Fernsehen jubelt, dass sie den Kampf um die Fernsehrechte gewonnen. Sie wollen 100 Live senden im Internet unter nrk.no aber auch im Fernsehen. In Deutschland wäre so etwas wohl undenkbar.
VG hat sich Hans Olav Lahlum als Experten gesichert und wird reichlich von der WM bereichten und bietet schon jetzt lustige Kommentare. Weil Carlsen aus einem Land mit wenig Einwohnern kommt, während Anand 1,2 mrd. Einwohner im Rücken hat ist das Match nicht nur Carlsen gegen Anand sondern Carlsen gegen den Rest der Welt.
Eine wirklich gute norwegische Schachseite ist bergensjakk.no (wenn die Gestaltung auch nicht gerade so gut fürs Auge ist).
Aftenposten berichtet von einem sehr selbstbewussten und siegessicheren Carlsen und neben dem Artikel zeigen sie eine Weltrangliste, hübsch mit einer Schachfigur geschmückt, nur die dort aufgelisteten Spieler passen mehr auf einen löchrigen Rasen.

Carlsen-Golf

Sport am Wochenende

Den Fußballern von Sarpsborg 08 ist tatsächlich ein Heimsieg, gegen den von Ole Gunnar Solskjær trainierten amtierenden Meister Molde gelungen. Die Sarpinger rückten damit vor dem letzten Spieltag auf den Relegationsplatz und müssen nun auswärts bei Viking Stavanger ran. Wie vor zwei Jahren war Sarpsborg 08 wieder die Mannschaft mit dem geringsten Etat und von allen Experten (außer den Sarspborgern) als Abstiegskandidat Nr. 1 gehandelt worden.

Sarpsborg 08 – Molde  1-0 (0-0)
1-0 (58.) Martin Wiig

Leider haben (fast) alle Mannschaften unten gepunktet. Die Tabelle sind nun so aus:
1. Strømsgodset 60
2. Rosenborg 59
3. Haugesund 51

11. Vålerenga 33
12. Sogndal 33
13. Sandnes Ulf 33
14. Sarpsborg 31
15. Tromsø 29
16. Hønefoss 29

Am Wochenende wurde in Norwegen auch Schach gespielt. Fredrikstad hat nach einigen Jahren Abstinenz wieder eine Mannschaft gemeldet und wurde in die 3. Divisjon C eingeordnet. Zum Auftakt war SOSS 3 zu Gast. SOSS bedeutet soviel wie Schachklub der nach Oslo emigrierten Südlandsschachspieler.

Fredrikstad – SOSS 3 4-0
Nach einigen Jahren Pause spielte ich mal wieder eine Partie mit langer Bedenkzeit und war ganz froh, dass sie im Zeichen des Friedensnobelpreises stand.

Pos1

Weiß hat gerade 15.Lc3-b2 gespielt und ich überlegte nun recht lange an 15…e5. Es mir unangenehm den Frieden zu brechen und ich war mir auch nicht sicher wie man die Stellung nach 16.Sxe5 Lxg2 17.Sxd7 Lb7 18.Dc3 f6 19.Sxf6 gxf6 20.Dxf6 Dxf6 21.Lxf6 einschätzen soll.
Ich spielte e5 was mir mein Gegner aber nicht weiter übel nahm und auch später ließ er ein ziemlich ungenauen Zug von mir ungestraft. So endetet wir hier:

Pos2

33.g5 ist erzwungen und ich wollte dann mit 33…Th4 einen Bauern gewinnen. Aber da c7 recht bald fällt und auch g5 hängt würde die Partie schnell remis enden (was dem Partieverlauf auch gerecht geworden wäre). Plötzlich schlug aber der Altruismus meines Gegners Purzelbäume und er fand 33.f3 und gab nach 33…g5+ wegen Matt im nächsten Zug auf.

Verschwörungen

Verschwörungstheorien gibt es reichlich. Hier gibt es eine Liste von denen. Auch in der Musik sind sie nicht selten: Elvis lebt, Lady Di musste sterben damit Elton John mal wieder einen Hit hat und so weiter.
Und nun soll also ein Bob Dylan Konzert in Oslo stattgefunden haben. Es reicht, einen oberflächlichen Blick auf die Konzertkritik zu werfen um zu erkennen, dass es unmöglich Dylan gewesen sein kann, der im Spektrum auftrat – der Gesang wurde gelobt!
Vermutlich hat das Publikum nicht einmal etwas bemerkt als It Ain’t Me, Babe (nicht) ertönte.

I’m not the one you want, babe,
I’m not the one you need.

Bob Dylan zog sich vor einigen Monaten in eine deutsche Kleinstadt in Thüringen zurück und plante, seinen Lebensabend damit zu verbringen, in dem er Aufträge zum Schreiben von Liedern annahm. Er hatte bereits bei den regionalen Karnevals- und Schützenvereinen angefragt, als sich unerwartete Probleme mit der deutschen Bürokratie auftaten.
Lange hatte er davon geträumt sein Dasein gegen das eines anderen zu vertauschen

Yes, I wish that for just one time
you could stand inside my shoes

Aber bereits bei der Gewerbeanmeldung scheiterte Bob Dylan. Lag es an seiner Aussprache oder an seinem mäßigen Bekanntheitsgrad auf dem deutschen Lande, jedenfalls wurde nichts aus seinem Liederservice. Er fand sich schnell mit seinem Schicksal ab und dichtete seine Reklame selber.

If I got anything you need, babe,
Let me tell you in front.
If I got anything you need, babe,
Let me tell you in front.
You can come to me sometime,
Night time, day time,
Any time you want.

Bei der Beschriftung seines Liedferwagens kam zu dem nächsten Fehler, aber das störte ihn nicht weiter.

Dylan

Der kleine(re) Unterschied wird wieder größer werden

Als die rot-grüne Regierung im Jahre 2005 an die Macht kam, versprachen sie die sozialen Unterschiede in der Gesellschaft zu verringern. In relativ kleinen Schritten ist ihnen dies gelungen. Die Spitzenverdiener müssen heute weitaus mehr Steuern zahlen als 2005 während die Menschen mit geringem Einkommen entlastet wurden.
Im Haushalt für 2014 wurden weitere Schritte in diese Richtung vorgesehen. So soll Wohneigentum als Spekulationsobjekt unattraktiver gemacht werden, was den Druck auf die Preise mindern würde.
Änderungen an der Vermögenssteuer würden dazu führen, dass 100.000 Steuerzahler mehr zahlen müssten während 550.000 entlastet würden.
Die neue Regierung sieht das völlig anders und es hört sich so an, als wollte sie gleich mit ihrem ersten Haushalt die Änderungen der vergangenen acht Jahre rückgängig machen.

Über Listhaugs Kundenliste wird auch weiter diskutiert. Mehrere Medien hatten Einsicht in die Liste verlangt, was von der PR-Agentur First House abgelehnt wurde. Staatschefin Erna Solberg findet das in Ordnung, aber die Medien nicht und sol landete die Liste nun beim Sivilombudsmannen, der dafür sorgen soll, dass Behörden kein Unrecht gegenüber Bürgern verüben. Seine Äußerungen sind nicht rechtsbindend, werden vom Storting aber anerkannt.

Marit Christensen veröffentlichte heute das Buch Moren (Mutter) im Aschehoug Verlag, welches wohl für einige Diskussionen sorgen wird. Es geht um die verstorbene Mutter von Anders Behring Breivik und vermutlich um die Frage, ob das Buch einen Beitrag zur Aufarbeitung leisten kann.

Schnelle Schachturniere

Vor über drei Jahren haben ich das letzte Mal „ernsthaft“ Schach gespielt, mit einer Ausnahme und das war das 2. Marathonblitzturnier in Berlin im Jahre 2011.
Anknüpfend an einer Dresdner Tradition versuchen die Berliner die einst sehr populären Turnier wieder zu beleben. Mit wenig Erfolg, wenn man nach den Teilnehmerzahlen geht: 2010 – 60, 2011 – 30, 2012 – 33, 2013 – keine Ahnung ob es stattgefunden hat.

Marathonblitz bedeutet, dass die Teilnehmer innerhalb von 24 Stunden ca. 100 Partien mit je 5 Minuten Bedenkzeit pro Spieler spielen.
Die Geschichte der Dresdner Turniere kan hier nachgelesen werden. Ich habe beim ersten (Siege gegen Judith und Sofia Polgar!), dritten und fünften mitgespielt. Das dritte gewann Timoschenko, der nur (falls ich mich richtig erinnere) gegen Erik Oswald verlor. Erik hatte den Vorteil, dass er oft keine Ahnung hatte, wer seine Gegner waren. Als ich ihn zum Timoschenkosieg beglückwünschte hat er nur abgewunken – irgend so ein Patzer. Kurz danach spielte er gegen GM Waleri Tschechow und baute sich recht rasch mit Bauern auf e4, f4, g4 und h4 auf und hatte durchaus Chancen auch gegen diesen Patzer etwas zu holen.

In Berlin kam ich zum Schluss etwas auf, als viele mit dem Schlaf kämpften und das spülte mich in der letzten Finalrunde unter die Top 10, wo ich mit 5,5/9 recht gut punktete.
Einzelheiten hier (runter scrollen). 

Als wir 2007 nach Norwegen kamen spielte ich gleich die Østfoldmeisterschaft im Schnellschach mit. Insgesamt wenig überzeugend aber immerhin konnte ich gegen einen kleinen Jungen namens Aryan Tari gewinnen.
Im März 2013 nahm er an der Offenen Norwegischen Meisterschaft Teil und holte seine erste GM-Norm – mit 13 Jahren und noch nicht einmal im Besitz eines FM-Titels.
Bei der U14-Europameisterschaft in diesem Jahr wurde er dritter.

Vor zwei Wochen nahm ich mal wieder an einer Østfoldmeisterschaft im Schnellschach teil. Mit 4 Siegen bin ich ganz gut gestartet. U. a. gegen den späteren Sieger Avduraim Dogani, der mit 8/9 den Titel holte. Der Sieg gegen ihn war ganz lustig. Ich werde die Partie demnächst mal zeigen. Bedenkzeit war 10 Minuten (Partie) + 5 Sekunden (Zug).
Es folgten drei Remis am Stück und abschließend zwei Niederlagen. Die Kondition hatte mich irgendwann um die Mittagszeit verlassen, denn die Gegner wurden eigentlich immer leichter. In den ersten Runden mühte ich mich zu einem Sieg über den 10-jährigen Tobias Lang Nilsen, der mit einer Wertzahl von 1003 angetreten war und eine Performance von 1745 erspielte.

Als nächste Turniere werden wohl die Norwegische Meisterschaft im Schnellschach 4./5. Januar 2014 in Fredrikstad folgen sowie, das von Schirow mitorganisierte Schnellturnier in Jurmala (Vladimir Petrov Memorial) 21./23. Februar 2014.

Tippeligaen

Die Sarpinger brauchten am drittletzten Spieltag unbedingt drei Punkte, da es danach schwierig wird noch etwas zu holen. Es folgt ein Heimspiel gegen Meister Molde und am letzten Spieltag müssen die Sarpinger bei Viking Stavanger antreten.

Bei Odd Grenland reichte es heute nur zu einem Unentschieden. Prinzipiell kein schlechtes Ergebnis aber mit Blick auf die Tabelle möglicherweise zu wenig.

Odd – Sarpsborg 2-2 (1-1)
1-0 (15.)
1-1 (44.) Aaron Samuel
2-1 (70.)
2-2 (74.) Claes Phillip Kronberg

Tabellenende:
13. Sandnes Ulf 30 Punkte
14. (Relegationsplatz) Tromsø 28, Torverhältnis -6
15. Sarpsborg 28, -18
16. Hønefoss 26

Kjetil Rekdal, der früher in Mönchengladbach und bei Hertha spielte, ist jetzt Trainer von Vålerenga Oslo und meinte gestern, das die ohnehin schwachen norwegischen Spitzenmannschaften zu oft gegen die noch schwacheren schwachen Mannschaften spielten und er deshalb empfiehlt die 1. Liga auf 12 oder 14 Mannschaften zu reduzieren, um mehr Spiele auf hohem (norwegischem) Niveau zu haben.