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First House

Im Frühjahr wurde die Abwanderung vieler Politiker (hauptsächlich aus der Regierung) in PR-Büros stark kritisiert und der Ruf nach einer Quarantänezeit wurde laut, damit sie ihre Verbindungen aus der Politik nicht für die Lobbyarbeit der PR-Agenturen nutzen können. First House, gegründet 2009, ist eine von ihnen und wurde von Thorbjørn Jagland im vergangenen Jahr als Beispiel für eine nichtdemokratische Machtansammlung genannt.
Gerade gibt es in Norwegen wieder viel Aufregung um diese Agenturen aber dieses Mal in die andere Richtung. In der neuen Regierung sind neun Staatssekretäre und eine Ministerin, die vorher bei PR-Agenturen gearbeitet haben. Da die Agenturen ihre Kundenlisten nicht veröffentlichen, ist es schwierig für Außenstehende festzustellen, ob jemand in bestimmten Fragen befangen ist.
Im Zentrum des Trubels mal wieder die Landwirtschaftsministerin Listhaug. Die u. a. demnächst über Käsezölle zu entscheiden hat und von der vermutet wurde, dass sie für die Lebensmittelkette Rema 1000 gearbeitet hat. Seit heute ist es Gewissheit.
FRP-Chefin und Finanzministerin Siv Jensen meinte zur heimlichen Kundenliste und der möglichen Befangenheit Listhaugs, das früher keine Fragen zur Kundenliste gestellt wurden und da sollte man jetzt nicht damit anfangen.

Im Gesundheitsministerium stellt man sich die Frage nach der möglichen Befangenheit des neuen Ministers Bent Høie bei der Einführung einer Krebsdiagnosegaranti. Dabei geht es nicht um die Garantie die Diagnose Krebs zu bekommen, sondern darum eine Diagnose garantiert in einem gewissen Zeitraum zu bekommen. Für diese Garantie hat der Ehemann des Ministers drei Jahre lang Lobbyarbeit geleistet.

Geheim sind ja auch viele Riten und Zeremonien der Freimaurer und auch das führt gerade zu etwas Verwirrung in Norwegen, da Olemic Thommessen Stortingspräsident wurde und damit dem Status nach direkt unter dem König steht. Er ist aber auch Freimaurer und dort im Hochgradsystem bereits beträchtlich gestiegen, trägt er den Titel: „Høyt lysende Salomons betrodde bror“.

Trauen oder nicht trauen

Beim Bispemøtet, dem Treffen der norwegischen Bischöfe im Jahre 2008 war alles noch ganz einfach. Einstimmung wurde sich für eine kirchliche Trauung von Ehen, die aus Frau und Mann bestehen ausgesprochen. Das Bispemøtet kann keine Beschlüsse für das Kirchenleben fassen, äußert sich aber zu Fragen der Kirchenlehre. Gesetze und Regeln werden vom jährlich stattfinden Kirkemøtet erlassen.
2009 erließ die norwegische Regierung ein Gesetz, welches auch die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Partnern erlaubte. Darauf ließ die Kirche einen Ausschuss untersuchen, was das nun für kirchliche Trauungen bedeute.
Dieses Mal waren sich die Bischöfe nicht mehr einig. Acht von zwölf Bischöfen waren für kirchliche Trauungen auch von gleichgeschlechtlichen Paaren. Die vier anderen, unter ihnen auch mein Kollege Ole Christian Kvarme, begründen ihre Meinung hauptsächlich damit, dass diese Änderung einen radikalen Bruch mit der kirchlichen Lehre wäre und dass sie keine theologische Grundlagen finden können, die diesen Bruch rechtfertige.
Von den acht Bischöfen wurde ein Kompromiss vorgeschlagen, der nun die offizielle Aussage des Bispemøtets ist, aber nur vorübergehend gelten soll. Demnach sollen kirchliche Trauungen weiterhin nur Ehen zwischen Mann und Frau vorbehalten bleiben während für gleichgeschlechtliche Ehen eine Fürbitteliturgie ausgearbeitet werden soll.
Das Ganze ist aber nicht mehr als eine Empfehlung in Richtung Kirkemøtet.

TV-Aksjon

Heute ist der Tag der großen TV-Aktion. Dabei handelt es sich um das Einsammeln von Geld zugunsten einer gemeinnützigen Organisation. In diesem Jahr geht es um das Thema Demenz und das Geld geht an die Nationale Vereinigung für die Volksgesundheit.
Diese Aktionen werden seit 1974 durchgeführt. Im vergangenen Jahr wurden für Amnesty International fast 200 Millionen Kronen eingesammelt, das Geld kommt nicht nur von Privatpersonen sondern auch aus der Wirtschaft und die Regierung beteiligt sich mit ca. 35 Millionen.
Am (Sonn-) Tag der TV-Aksjon gehen etwa 100.000 Leute mit Spendenbüchsen durch Norwegen und besuchen 2,2 Millionen Haushalten. Auch wir hatten heute Besuch.
Anschließend gibt es reichlich Statistiken, welche Kommune oder welche fylke wie viel gegeben hat. Sarpsborg und Fredrikstad sind eher weiter hinten zu finden.
Laut NRK geht die Tendenz zu größeren Spenden, aber wegen der steigenden Einkommen geben die Norweger prozentual vom Einkommen weniger.
Als ich vor einer halben Stunde auf der NRK-Seite nachsah, waren dort ca. 45 Mio Spenden angegeben und jetzt sind 57,7 Mio (11,40 Kr. pro Einwohner).
Ich finde es gut, dass es so ein ganz norwegisches Projekt jedes Jahr gibt und besonders gefällt mir, dass man zum Einsammeln von Geld nicht die Nähe zu Weihnachten sucht.

Nachtrag: Zahlen und Informationen gibt es hier: http://www.nrk.no/tvaksjonen/

Richtig blau mit blau-blau?

Im Wahlkampf versuchte die FRP gerade die Themen zu bedienen, von denen sie meinte, dass der gemeine Norweger damit zu überzeugen sei. Kurz: Das Volk sollte mehr Geld haben (weniger Abgaben) für die wirklich wichtigen Dinge. So wurde angekündigt, dass es mit einer FRP-Regierung keine neuen Mautstationen geben wird und die bereits existierenden komplett abgeschafft werden. Besonders in unserer Region, wo um Fredrikstad und Sarpsborg in den nächsten Jahren ca. 30 Stationen entstehen sollen, schien das für viele interessant zu sein.
Die FRP wollte auch ermöglichen, das so gesparte Geld in billig(er)en Alkohol anlegen zu können. Alkohol ist in Norwegen sehr teuer und es dürfen nur geringe Mengen eingeführt werden. Die Quote liegt heute bei 1 Liter Schnaps, 1,5 l Wein und 2 l Bier. Die Quote im FRP-Wahlprogramm lag bei 10 Schnaps, 110 l Wein und 110 l Bier.
Nach den Wahl war bisher weder Maut noch Alkohol ein Thema, so dass sich da wohl nichts ändern wird.

Norwegen ist nicht gerade bekannt für sein großes Umweltbewusstsein und das es nun ein Mitglied der grünen Partei ein Direktmandat bekommen hat ist erstaunlich und lässt hoffen.
Im Regierungsprogramm wird die Umwelt nicht erwähnt und das wir damit begründet, das Umwelt ein so wichtiges Thema sei, dass es bei allen Punkten mitgedacht wird.
Landwirtschaftsministerin Sylvi Listhaug (FRP), hier bereits erwähnt, denkt zum Beispiel, dass der menschengemachte Klimawandel nur Propaganda ist für Steuer- und Abgabenerhöhungen.

Solveig Horne (FRP) ist nun Ministerin für Familie und Gleichberechtigung, bekam einigen Ärger in den Medien da sie bisher noch nicht darüber nachgedacht hatte, was sie eigentlich unter Gleichberechtigung versteht und sie bekam sehr viel Ärger für ihre frühere Aussage, dass Vergewaltigungsopfer genau so viel Verantwortung wie die Täter haben. Die Mädchen müssten sich halt überlegen, welchen Situationen sie sich aussetzen.

Sarpsborg 08

Vor der Saison wurden die Sarpinger als Abstiegskandidat Nr. 1 gehandelt und da sie nach der Hinrunde noch nicht auf den Abstiegsplätzen lagen, legten sie – ihrem Namen entsprechend – eine Serie von acht Niederlagen hin, um die Experten nicht zu enttäuschen. Gerade als die Serie endete las ich einen Artikel über Trainerentlassungen in der 1. und 2. Liga in Norwegen. Bis zum 23. Spieltag war kein einziger Trainer entlassen worden. Der Norwegische Fußballverband ist nun eingeschritten und hat etwas gegen dieses antieuropäische Verhalten unternommen: der Nationaltrainer wurde entlassen.

An diesem Wochenende wird der 27. von 30 Spieltagen gespielt und für die Sarpinger ist zumindest der Relegationsplatz (14.) realistisch. Auf den Plätzen 11 bis 13 liegen drei Mannschaften mit jeweils 30 Punkten. Auf 14 und 15 folgen Tromsø und Hønefoss mit 25 Punkten. Sarpsborg ist 16. und Letzter mit 24 Punkten.

Die Sarpinger haben heute Abend den 27. Spieltag eröffnet und ihr Heimspiel gewonnen. Dabei hat Mohamed Elyounoussi zwei Tore geschossen. Er ist der jüngere Vetter von Tarik, der in diesem Sommer bei Hoffenheim gelandet ist. Um Mohamed sollte Hansa sich mal kümmern, solange der noch bezahlbar ist.

Sarpsborg 08 – Brann Bergen 3-2 (3-1)
0-1 (2.)
1-1 (28.) Elyounoussi
2-1 (44.) Ernemann
3-1 (45.) Elyounoussi
3-2 (67.)

Hier gibt es bewegte (und bewegende?) Bilder vom Spiel. Die Tore sind wirklich schön, besonders das erste der Sarpinger, bei dem der Schütze versucht dem Ball auszuweichen.
(Vielleicht kann mal jemand melden, ob man das Video in Deutschland sehen kann.)

Den Meistertitel werden Strømsgodset (Drammen) und Rosenborg (Trondheim) unter sich ausmachen. Sie haben beide 53 Punkte und damit zehn Punkte Vorsprung vor Platz drei.

Aftenposten veröffentlichte heute eine Liste mit den Spielergehältern der beiden Mannschaften. Während bei Rosenborg im Durchschnitt 275.000 Euro pro Saison verdient wird, werden in Drammen durchschnittlich 75.000 Euro gezahlt. Unabhängig vom Einkommen geben die Statistiker Strømsgodset 61,1 % Chancen auf den Meistertitel.

Fredrikstad hat drei Spieltage vor dem Ende der 2. Liga noch die Möglichkeit die Relegation zur 1. Liga zu erreichen.

Die Möglichkeit des Blamierens

Ich glaube, dass das Soziale an Facebook ist, dass aufgebrachten Menschen die Möglichkeit gegeben wird, sich kräftig zu blamieren.
Anders Anundsen (Fremskrittspartiet)fühlte sich im Wahlkampf von der Zeitung Tønsberg Blad verschaukelt und verbrannte daraufhin „sein letztes Exemplar“. Auf Facebook veröffentlichte er seinen Frust mit Beweisfoto von der Verbrennung und forderte seine 2647 Facebook-Freunde dazu auf, alle Journalisten dieser Zeitung von ihren Freundeslisten zu streichen.
Anundsen hat sich bei dieser Aktion weder die Finger noch den Mund verbrannt und auch vom Justizminister wird er nichts zu befürchten haben, denn seit dieser Woche ist er es selber.

Schlüsselübergabe

Heute Vormittag bekamen die neuen Minister (und Ministerinnen – aber diese Unterscheidung macht man hier nicht) ihre Büroschlüssel und wir damit eine neue Regierung. Bis zur Abstimmung im Storting über den Haushalt hat sie nun zwei Wochen Zeit Dinge zu ändern. Ich bin gespannt, was sie in der Kürze der Zeit alles so schaffen werden.

Die Bauern kämpfen in Norwegen mit Natur und Klima um ihre Erträge und damit das  alles nicht in ein allzu großes Risiko ausartet, gibt es reichlich Zuwendungen vom Staat und dieser hält auch unnötige Konkurrenz in Form von Lebensmittelzöllen fern. Der FRP war dies schon immer Anlass zu lautstarken und kräftigen Missfallensäußerungen. Vor einigen Tagen sickerte beits durch, dass die FRP das Landwirtschaftsministerium bekommt. Die Panik unter den Bauern wuchs gestern noch einmal als der Name der Ministerin bekannt wurde. Die 35-jährige Sylvi Listhaug wird nun über die norwegische Landwirtschaft entscheiden, die sie vor zwei Jahren noch als norwegischen Kommunismus bezeichnete.
Die letzten Hoffnungen der Bauern ist nun die KRF (Christliche Volkspartei), die viel von der Landwirtschaft hält und zwar in der Opposition ist, aber als für die Mehrheiten der blau-blauen Minderheitsregierung sorgen soll.

Die FRP-Vorsitzende Siv Jensen ist Finanzministerin womit wohl der Bock zum Gärtner gemacht wurde. Aus dem Ministerium für Entwicklungshilfe wird sie keine Geldforderungen bekommen – es wurde abgeschafft. Die Entwicklungshilfe wird Außenminister Børge Brende nebenbei erledigen.